Drais von Sauerbronn, Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr

Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn
* 29.04.1785 in Karlsruhe
† 10.12.1851 in Karlsruhe
Vater: Karl Wilhelm Friedrich Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn
Mutter: Margaretha Freiin von Kaltenthal

Biografie

Mit der Entwicklung der Laufmaschine legte Karl von Drais, der vier Kindheitsjahre in Kirchberg verlebte, im Jahre 1817 den Grundstein für unsere heutigen Fahrräder. Karl von Drais erblickte am 29. April 1785 in Karlsruhe als Sohn eines angesehenen Hofrats das Licht der Welt. Bald darauf wurde Vater Drais krank, eine Epilepsie brach aus. Der Markgraf von Baden versetzte ihn zur Gesundung auf eine wohl weniger aufreibende Stelle in den Hunsrück.

Im September des Jahres 1790 übersiedelte von Drais mit Frau und vier Kindern (Karl und drei jüngere Schwestern) nach Kirchberg. Drais Vater war als Oberamtmann Leiter des weiträumigen Badischen Oberamtes Kirchberg. Der gesundheitliche Zustand des Vaters besserte sich zusehends. Doch die Zeit auf dem Hunsrück ging bald zu Ende. Nach Ausbruch der französischen Revolution drangen französische Truppen bis zum Rhein vor. Die Familie von Drais floh im Jahre 1794 vor den Franzosen. Die linksrheinische Geschichte der Markgrafschaft Baden ging damit zu Ende.

Nach dem Besuch eines Karlsruher Gymnasiums besuchte Karl, dessen Mutter um 1800 starb, zunächst die Universität Heidelberg. Neben den Fachrichtungen Land- und Forstwirtschaft belegte er dort auch die Fächer Physik und Baukunst. Er schlug dann die Forstlaufbahn ein. Im Jahre 1810 zog sein Vater um nach Mannheim und wurde dort schließlich Oberhofgerichtspräsident; er hatte damit das höchste badische Richteramt inne.

Karl erlangte jedoch nie eine feste Anstellung im Forstbereich. 1810 kehrte er zu seinem Vater zurück, lebte dort recht einsiedlerisch, begann zu grübeln und nachzudenken und machte seine ersten Erfindungen. Im Juli 1812 zeichnete Karl als „Großherzoglich Badischer Kammer- und Jagdjunker und Forstmeister“.

Bereits 1813 konstruierte Karl eine vierrädrige „Fahrmaschine ohne Pferde“, die er im Oktober 1814 auf dem Wiener Kongress vorstellte. Im Jahre 1817 konnte er dann seine zweirädrige Laufmaschine präsentieren, oft auch als lenkbares Laufrad oder Draisine bezeichnet. Während der ersten Fahrt am 12. Juni 1817 in der Umgebung Mannheims soll er eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 16 Kilometern pro Stunde erzielt haben. Bereits am 1. September 1817 ernannte ihn die Frankfurter Gesellschaft zur Beförderung der Künste zum Mitglied – am gleichen Tag wie Goethe.

Kurze Zeit später verlieh ihm der Großherzog von Baden den Titel eines Professors der Mechanik. Zahlreiche Laufräder wurden in ganz Deutschland, ja selbst in Frankreich, England und Amerika gebaut. Drais aber konnte aus seiner Erfindung keinen wirtschaftlichen Nutzen ziehen. Nach Ende des Trubels um die Laufmaschine wurde es ruhiger um Karl von Drais. Er nahm anschließend in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts an einer Forschungsreise nach Brasilien teil und weilte dort einige Jahre. 1827 kehrte er nach Mannheim zurück, wo sein Vater im Jahre 1830 starb.

Die Laufmaschine war nicht die einzige Erfindung des Genies. Er ersann unter anderem auch eine Schnellschreibmaschine, ein duales Rechensystem, einen Holz sparenden Zimmerofen und eine Notenschriftmaschine. Anfang der vierziger Jahre ist ihm dann auch im Zeitalter des beginnenden Eisenbahnbaus die Idee für die Entwicklung der Eisenbahndraisine gekommen. 1842 testete er auf einem Karlsruher Gleis eine von ihm entwickelte Schienendraisine mit Fußantrieb.

Jahrelang musste er zum Teil vergeblich um die Anerkennung seiner Erfindungen kämpfen. Dies erschöpfte ihn sehr. Immer wieder wurde er verspottet; sein Geist wurde immer verwirrter. 1845 kehrte er dann von Mannheim in seine Geburtsstadt Karlsruhe zurück, wo Freiherr von Drais am 10. Dezember 1851 mittellos starb. Am 12. Dezember wurde er unbeachtet auf dem alten Friedhof beigesetzt. Im April 1891 erfolgte die Umbettung auf den heutigen Hauptfriedhof. Die Stadt Kirchberg erinnert heute mit der Draistafel am Torbogen zwischen Marktplatz und Kirchplatz sowie mit dem wertvollen Nachbau einer Laufmaschine im Heimathaus an den Erfinder Karl von Drais.

Quellen / Literatur

  • Hermann Ebeling, Der Freiherr von Drais, Karlsruhe 1985.
  • Hans-Erhard Lessing, Automobilität. Karl Drais und die unglaublichen Anfänge, Leipzig 2003. (Daraus ist auch das Portrait entnommen, das Karl von Drais um 1820 vor dem Aufbruch zu seiner Brasilienreise zeigt.)
  • Hans Dunger, Zwei neue steinerne Zeugnisse in Kirchberg, in: Rhein-Hunsrück-Kalender 1998, S. 47ff.

Dr. Hans Dunger, Kirchberg
Heft 130 | Stand: 06/2006