Bauer, Albert

Albert Bauer
* 02.10.1890 in Raversbeuren
† 21.08.1960 in Raversbeuren
Vater: Jakob Bauer aus Niederweiler
Mutter: Ottilie, geb. Berg, aus Raversbeuren

Biografie

Albert Bauer wurde als Sohn eines Ackerers geboren, wie man damals die Bauern bei uns amtlich bezeichnete. Seine Vorfahren waren ausnahmslos Hunsrücker Bauern. Zusammen mit seinen beiden Schwestern Hermine und Selma wuchs er auf dem elterlichen Betrieb von 8 ha in Raversbeuren auf. Schon früh interessierten ihn die Bücher seines Großvaters im Schrank auf dem Speicher mehr als die Landwirtschaft – und jede freie Minute saß er dort oben und las. Für eine weiterführende Schule war kein Geld da und auf dem elterlichen Hof wurde jede Hand zur Arbeit gebraucht. Als männlicher Nachkomme war er der bevorzugte Hoferbe und Namensträger.

Mit 17 Jahren bäumte er sich nochmals auf und wollte aus dem bäuerlichen Dorf ausbrechen – vergeblich, Enttäuschung, Scham, Zorn und Wut! Lange hielt die Niedergeschlagenheit nicht an, bald packte ihn die Schreibwut, in seiner eiskalten Schlafstube begann er in der Winterszeit heimlich im Schein einer Küchenlampe zu schreiben. Seine neugierigen Altersgenossen kletterten auf den gegenüberliegenden großen Nussbaum, um zu sehen, was er da so allein macht. Lakonisch meinten sie: „Der ist iewergeschnappt!“ Von der Jugend ausgegrenzt!

Mit den Jahren wurde er Bauer, nicht nur arbeitsmäßig. Dann kam der Erste Weltkrieg mit einer nicht mehr vorstellbaren Begeisterung. Bei dem großen Völkermord in Verdun, Rabenwald und Toter Mann war er dabei. Was soll man darüber reden? – Krieg! Ausgang Januar 1917 legte ihn eine Granate mit 16 andern in den Schnee, ungehört und schmerzlos bis zum Erwachen. Es folgten acht Monate Lazarett. Im November 1917 als kriegsuntauglich entlassen, musste er sich daheim wieder zurechtfinden. In den Winterabenden 1923 wurden seine Finger wieder tintenfleckig. Das Dorfgerede war nicht mehr sein Maßstab und bestimmend! Er schrieb das Bühnenspiel „Judas Ischarioth“, angeregt von der Besatzungszeit der Franzosen damals. Mit diesem Entwurf ging er zaghaft zu Jakob Kneip, der damals in Irmenach weilte, um dessen Rat und Meinung zu hören. “Kerl schreib, auch wenn es nicht gedruckt wird!“ Als Freunde schieden sie.

Sein erster großer Roman „Die Hunsrückbauern“ 1930, eine hervorragende Milieustudie der Landwirtschaft auf dem Hunsrück, stellvertretend für die kleinbäuerliche Landwirtschaft Südwestdeutschlands, wurde gleich ein Erfolg. In den weiteren Auflagen hatte der Verlag den Titel eigenmächtig geändert in „Das Feld unserer Ehre“, was dem Roman wohl auch weitere Erfolge weit über den Hunsrück hinaus brachte, insgesamt wurden davon 100.000 Bücher gedruckt. Sein Roman „Volkert der Schöffe“ war noch erfolgreicher.

Anfang der 30er Jahre erlangte die Person und das Werk des dichtenden Bauern literarisches Aufsehen, was bis heute einzigartig in der deutschen Literaturgeschichte geblieben ist, zumindest im Rheinland gehört er zu den größten Schriftstellern/Autoren/Erzählern.

Seine Dichtungen sind in einer bildhaften, anschaulichen Ausdrucksweise, welche damit einen dynamisch-dramatischen Charakter erhalten. Seiner Darstellungsweise fehlt das Leichte und Flüssige, so wie das Elegante und Spritzige, trotzdem bewusst durchgestaltet wirkt es daher schwer, oft kernig, aber umso eindringlicher und wahrhafter, verbunden mit einer kühnen, sehr gelungenen Mischung von Platt und Hochdeutsch, was sehr natürlich und zwanglos wirkt.

Ab 1936 wurde er mit Ehrenpreisen überhäuft. Er erhielt den Immermann-Preis der Stadt Düsseldorf, die Kulturpreise von Saarbrücken und Koblenz. Na ja, wird nun mancher sagen: Diese Ehrenpreise waren für Arier, Autoren, die Literatur im Sinne der völkischen NS-Ideologie lieferten. Natürlich waren seine Bauernromane damals gefragt und viel gelesen, gerade weil sie dem damaligen Zeitgeist entsprachen. Doch Albert Bauer bewahrte sich immer seine geistige Unabhängigkeit und schuf Kulturzeugnisse von bleibendem Wert, deren Bedeutung weit über den Hunsrück hinausreicht.

Albert Bauer starb hoch geehrt mit 70 Jahren und wurde unter großer Anteilnahme der Hunsrücker Bevölkerung und vieler Honoratioren beigesetzt.

Sein dichterisches Werk

ROMANE
1930 „Hunsrückbauern“
1934 „Das Feld unserer Ehre“
1935 „Volkert der Schöffe“
1942 „Hagen von Troneck/Tronje“

NACH DEM KRIEG
Unveröffentlichte Spruchsammlungen
Bühnenspiel „Heinrich IV“
Roman „Das Faulhaus“
„Raversbeurener Passion: Der Tod ist Ende, der Tod ist Wende!“

Quellen

  • Archiv Berta Kirst (Tochter des Dichters).
  • Manuskripte von A. B. (von Rundfunksendungen, gesammelte Zeitungsausschnitte; Manuskripte: Schappert; Josef Peil, Mastershausen).
  • Facharbeiten über A.B. von Andreas Hoffmann und Dieter Schiefer, Briedel.

Wilfried Theiß, Simmern
Heft 131 | Stand: 11/2006