Goetzke, Dr. Karl Wilhelm Johannes

Dr. Karl Wilhelm Johannes Goetzke
* 27.03.1875 in Ruhrort (Rheinprovinz)
† 30.12.1947 in Tübingen
Vater: Ernst Goetzke (Vorschullehrer)
Mutter: Johanna, geb. Spieske

Biografie

Seine Kindheit verlebte Goetzke in Ruhrort, wo er seine Vorbildung auf dem Realgymnasium erhielt. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Duisburg studierte er ab 1892 er an den Universitäten Berlin und Halle die Fächer Französisch, Latein, Griechisch, Mathematik, Deutsch und evangelische Religion.

Im Juni 1998 bestand er in Berlin die Prüfung für das höhere Lehramt. Danach war er Hauslehrer in Roskow in der Mark, 1899 Lehrer am Pädagogium Muskau in der Oberlausitz. Dann war er als Lehrer am Militärpädagogium Kemper in Charlottenburg tätig. Zugleich setzte er seine Studien an der Universität Berlin fort. 1902 wechselte er an die Universität Erlangen und reichte dort im Juni 1902 seine Dissertation zum Thema: „Der Begriff der Regierung in Herbarts Pädagogik“ ein. Es folgte bis Ostern 1903 ein Studienaufenthalt in Paris, wo er an der Sorbonne und am Collège de France studierte. Dann beginnen Wanderjahre an Schulen in der Stadt Graetz, in Posen, an den Gymnasien in Rawitsch, Fraustadt, Gelsenkirchen und an der Oberrealschule in Duisburg. Im Februar 1912 landete er in Simmern im Hunsrück. Er brachte folgende Lehrbefähigungen mit an seine neue Schule: Französisch bis einschließlich Oberstufe, Latein, Griechisch und Mathematik für die Sekundarstufe I und Deutsch sowie evangelische Religion für die Klassen 5 und 6, ein heute unvorstellbar breites Spektrum an Qualifikationen, das den Ausschlag für seine Wahl aus 31 Bewerbern für dieses Amt gegeben hat. Von Anfang an machte er dem damaligen Bürgermeister Kanowsky sein modernes Konzept klar, das voraussetzte, dass jede Klasse einen eigenen Klassenraum erhielt, auch die Lehrer sollten über ein Lehrerzimmer verfügen, ebenso wie der Direktor über ein Amtszimmer. Es müsse ein Hausmeister eingestellt werden und ein Oberlehrer, der „bibliothekarisch geschult“ sei und die Verwaltung der einzurichtenden Bibliothek übernehmen könne.

Zeichen- und Musiksäle müssten unbedingt eingerichtet werden und der Zugang der Schüler zur städtischen Turnhalle sei zu gewährleisten. Von Anbeginn an hat er den musischen, naturwissenschaftlichen und historischen Lernbereichen großes Gewicht beigemessen und sie entsprechend gefördert. Der Neubau des „Schülchens“ auf dem Fillkasten in den schweren Jahren 1914-1916 offenbart dieses schulpolitische Gesamtkonzept. Vorausschauend ließ er an der neuen Schule 5130 Quadratmeter Gelände reservieren für später notwendig werdende Erweiterungsbauten für die angestrebte Vollanstalt mit Internat. Einen ersten Erfolg erreichte er 1916 durch die behördliche Anerkennung seiner Schule als Realprogymnasium, das nun bis Klassenstufe 10 reichte. Die Einweihung der modernen neuen Schule auf dem Fillkasten erfolgte am 15. September 1916.

Götzke war darum bemüht, „dass die weitere innere Ausstattung der Schule in einheitlichem Sinn erfolgt, damit sie später nach vollendeter Fertigstellung als ein in sich geschlossenes Ganzes erscheint.“ Er wollte für den Hunsrück ein voll ausgebautes 9-jähriges Gymnasium mit musischen, naturwissenschaftlichen und sprachlichen Zweigen durchsetzen.

Dazu entwickelte er gleich nach dem Ersten Weltkrieg das System der Zubringerschulen. Kern seiner Überlegungen war, dass man an zentral gelegenen Orten an den Volksschulen vor Ort unter engster Simmerner Beteiligung für potentielle Übergänger zum Gymnasium Simmern die Anfangsklassen 5 bis 7 einrichtete, um den 10- bis 12-jährigen Schülern am Heimatort den gleichen Unterricht zu ermöglichen wie in Simmern, damit sie dann reibungslos in die Mittelstufe überwechseln konnten. Bei den damaligen Verkehrsverhältnissen war genau das ein Segen für die Kinder des Hunsrücks. Die älteste dieser Schulen bestand in Kastellaun. Bei der Gründung der Stromberger Schule im Jahre 1920 stand Götzke genau so Pate wie wenig später in Morbach, Büchenbeuren und Kirchberg. Ab Ostern 1923 durfte probeweise eine Oberstufe eingerichtet werden. Das hieß, 1926 konnten die ersten Schüler in Simmern das Abitur machen. Am 20. Januar 1927 erhielt Götzke die endgültige Bestätigung seiner pädagogischen Arbeit: Das Kultusministerium genehmigte für Simmern das sog. Reformrealgymnasium in der Regelform. Die Schülerströme waren inzwischen so stark geworden, dass das „Schülchen“ auf dem Fillkasten 1928 bis 1930 erweitert werden musste.

Am 16. Oktober 1933 wurde Goetzke als Leiter des Simmerner Gymnasium gegen „die Stellungnahme von Geistlichkeit und Elternschaft“ abgesetzt und als Studienrat an das staatliche Burg-Gymnasium nach Essen versetzt. Von 1943 bis zu seinem Tode lehrte Götzke Altfranzösisch und Griechisch und Latein an der Universität Tübingen. Er starb mit 72 Jahren am 30. Dezember 1947.

Nachlass

Archivalien finden sich im Landeshauptarchiv – Gymnasien, Best. 405, 491, im Rhein-Hunsrück-Archiv Simmern und im Universitätsarchiv Tübingen.

Werke

  1. Der Begriff der Regierung in Herbarts Pädagogik, phil. Diss. Tübingen 1902
  2. Einführung ins Altfranzösische, Tübingen 1944
  3. Tabellen und Übungen zum Vulgärlatein, Tübingen 1947

Literatur

  • Wolfgang Heinemann, Dr. Karl Götzke, Schulleiter in Simmern 1912-1933, in: Festschrift 10 Jahre Neubau Herzog-Johann-Gymnasium Simmern, Simmern 1988, S.107-129

Dr. Wolfgang Heinemann, Simmern
Heft 125 | Stand: 2003