Greber, Johannes

Johannes Greber
* 02.05.1874 in Morbach
† 31.03.1944 in den USA

Biografie

Johannes Greber wurde am 2. Mai 1874 in Wenigerath bei Morbach/Hunsrück als Sohn eines Landwirts geboren. Er wurde vom Ortspfarrer auf den Besuch einer höheren Schule vorbereitet und kam als Internatsschüler des Konvikts auf das Gymnasium in Prüm. Nach dem Abitur trat er 1896 in das Trierer Priesterseminar ein. Am 31. März 1900 wurde er zum Priester geweiht und war dann als Kaplan in der Pfarrei St. Johann in Saarbrücken (1900-1901), danach in der Pfarrei St. Servatius in Trier (1901-1904) tätig. 1904 erhielt er eine Pfarrstelle in Obergondershausen/Hunsrück, wo er bis 1915 aktiv wirkte. Die Errichtung des Pfarrhauses geht auf seine Initiative zurück; die Bleiverglasung der Fenster mit der Darstellung der Seligpreisungen wurde von ihm finanziert.

Bemerkenswert war das Wirken Grebers im sozialen Bereich. Während des Ersten Weltkrieges sorgte er dafür, dass Lebensmittelpakete von Gondershausen nach Koblenz geschickt wurden. Man rief ihn bei Geburten und Erkrankungen in Gondershausen und den Nachbardörfern. Weithin bekannt wurde er durch die Gründung des sogenannten „Hilfsbundes“, einer Vorform der Krankenkasse im heutigen Sinn.

Durch Sammlungen bei den Bewohnern des Dorfes und der Umgebung kam Geld in die Kasse, aus der dann Arzt- und Behandlungskosten für Bedürftige zu zahlen waren. Er ließ eine Krankenschwester ausbilden, nachdem er einen Arzt im Krankenhaus Boppard, der die Ausbildung leiten sollte, von der Notwendigkeit des Planes überzeugt hatte. Die ausgebildete Schwester arbeitete auf Kosten der Kasse in Gondershausen und Umgebung. Im Fall der Erkrankung eines Familienvaters wurden die Aushilfskräfte aus der Hilfsbundkasse bezahlt.

Zu erwähnen ist auch die von Greber organisierte Kinderverschickung. Während des Krieges ließ er Kinder aus Köln und anderen Städten in seinen Wirkungskreis bringen, wo sie in bäuerlichen Familien untergebracht wurden. Im Sommer 1916 brachte er über 10.000 Kinder zur Erholung nach Holland. Greber geriet mit seiner vorgesetzten bischöflichen Behörde in Konfl ikt, u.a. auch wegen seiner politischen Tätigkeit. Mit einer von ihm gegründeten Partei trat er 1910 als Liste 9a „Pfarrer-Greber-Partei“ im Wahlkampf für den Deutschen Reichstag an. Das Zentrum hatte ihn nicht aufgenommen.

Am 14. Februar 1918 wurde er mit 678 Stimmen Mehrheit gegen den Kandidaten des Zentrums als Wahlkreissieger in den Deutschen Reichstag gewählt. Dieser Wahlsieg im Wahlkreis Koblenz-St. Goar kam für die Behörden überraschend und wurde von diesen mit Besorgnis aufgenommen, weil Greber sich in seinen Reden behördenkritisch geäußert hatte. Im gleichen Jahr wurde Greber dann wegen Ungehorsams gegen seinen Bischof seines Amtes als Pfarrer enthoben.

Während der Tätigkeit als Reichstagsabgeordneter hielt er an seiner Kritik an den örtlichen Behörden fest. In der Zeit der „Umsturzwirren“ in Koblenz (Protestmärsche, Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten) griff Greber mehrmals vermittelnd ein und versuchte die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen.

1920 wurde die Amtsenthebung wieder rückgängig gemacht, nachdem er sich seinem Bischof unterworfen hatte. Er kam nach Keil bei Andernach/Rhein, wo er als Pfarrer bis 1926 wirkte. Seit Jahren trieb er Spiritismus und hatte als Medium einen Knaben in Koblenz. Am 1. Januar 1926 wurde er erneut seines Amtes enthoben. Als Begründung wurde Ungehorsam gegen das Dekret des H. Offiziums vom 24. April 1917 angegeben, das die Teilnahme an spiritistischen Sitzungen verbot. Greber appellierte gegen diese Anordnung erfolglos nach Köln.

1929 wanderte er mit der Rote-Kreuz-Schwester Elisabeth Boos aus Münstermaifeld in die USA aus, seine Begleiterin heiratete er zivil im August 1931. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor: Emmanuel Johannes und Friedrich Josef. Sein „Medium“ war mit ihm in die USA ausgewandert, trennte sich jedoch später von ihm.

Greber versuchte auch in den USA Hilfsaktionen für die Ärmsten ins Leben zu rufen. Er wandte sich nun vorrangig dem Spiritismus zu. Im Verlag John Felsberg Inc., 80 Fourth Ave, New York, N. Y ., gab er folgende Bücher heraus:

  1. Verkehr mit der Geisterwelt
  2. Neues Testament (Der zweite Teil, die Erklärung, ist nicht mehr erschienen).

Beide Bücher gehörten zu den kirchlich verbotenen Schriften. Greber gründete eine eigene Sekte, die „Church of Believers in God“ (Kirche der Gottgläubigen).

Am 31. März 1944 starb Pfarrer Johann Greber an Herzversagen.

Quellen / Literatur

  • Ewald Dietrich, Der Hunsrückpastor Johannes Greber, in: Rhein-Hunsrück-Kalender 1990, S. 103-105.
  • Aussagen von Zeitzeugen (1989)

Ewald Dietrich, Urbar
Heft 127 | Stand: 01/2005