Heinzenberg, Wilhelm (III.) von

Wilhelm (III.) von Heinzenberg
* um 1240
† um 1295
Vater: Wilhelm (II.) von Heinzenberg
Mutter: unbekannt

Biografie

Der Troubadour und Minnesänger Wilhelm von Heinzenberg gehörte zum Geschlecht der Edelherren von Heinzenberg, deren Stammsitz die Heinzenburg im Kellenbachtal (seit spätestens 1278 ein Lehen des Erzstifts Trier) war. 1159 trat die Familie, die im Auftrag der Wildgrafen die Untervogtei über das Kloster Ravengiersburg inne hatte, mit Friedrich von Heinzenberg erstmals auf. Nach ihrem Erlöschen um 1395 wurde die Heinzenburg von Kurtrier nicht neu verliehen und verfiel, und auch die Untervogtei über das Kloster Ravengiersburg wurde von den Wildgrafen nicht mehr besetzt. Erben des Eigenbesitzes wurden die Ritter von Wartenstein.

Vom Minnesänger Wilhelm von Heinzenberg, von 1262 bis 1293 genannt und Sohn eines gleichnamigen Vaters, sind insgesamt sechs Minnelieder überliefert. Sein Porträt in der Weingartener Liederhandschrift zeigt ihn unter dem Wappen der Familie, das eine silberfarbene, rautenförmige Gürtelschnalle – den sogenannten „Schmidtburger Rinken“ – auf blauem Schild zeigt und damit auf eine Verwandtschaft mit den Herren von Schmidtburg hinweist, als Jüngling mit femininen Gesichtszügen und wallender Frisur. Auch in der berühmten Großen Heidelberger Liederhandschrift („Codex Manesse“) ist Wilhelm von Heinzenberg abgebildet, als er wiederum unter seinem Wappen und einem über einem Luder kröpfenden Falken einer Kupplerin („Vüegerin“) eine Briefrolle, ein Gold durchwirktes Handtäschchen und einige Goldmünzen übergibt.

Trotz aller Wertschätzung gehörte Wilhelm von Heinzenberg nicht zur ersten Garnitur der Minnesänger seiner Zeit. Seine – wie im Minnesang allgemein üblich – an eine unerreichbare Geliebte gerichteten Verse sind bisweilen etwas holprig, in der Anwendung der metrischen Formen fehlt die letzte Exaktheit und die verwendeten Vergleiche sind nicht immer passend noch besonders originell. Trotzdem ist Wilhelm von Heinzenberg mit Fug und Recht der erste große Dichter des Hunsrücks genannt worden.

Über sein familiäres Umfeld weiß man nur wenig. Ein Sohn Thilmann erscheint von 1298 bis 1319 in den Urkunden, ein Bruder Johann wird zwischen 1278 und 1319 genannt. 1293 wird der Troubadour und Minnesänger Wilhelm von Heinzenberg letztmals erwähnt, kurze Zeit später scheint er gestorben zu sein.

Literatur

  • Anonymus, Ruh’ ich nicht bald in ihrem Arme, so bin ich tot. Wilhelm von Heinzenberg war einer der frühesten Hunsrück-Poeten – Die meisten Lieder muten wie heutige Schlager an, in: Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 11. Juni 2001.
  • Otto Conrad, Der Hunsrück – Heimat der Minnesänger Friedrich von Hausen und Wilhelm von Heinzenberg, in: Der Hunsrück. Beiträge zur Natur, Kultur und Geschichte, Band I, Hg. vom Hunsrückverein zum 75jährigen Bestehen, 1965, S. 89-100.
  • Aloys Resch, Die Edelfreien des Erzbistums Trier im linksrheinischen deutschen Sprachgebiet, in: Trierisches Archiv 17/18 (1911), S. 38.
  • Günter Weber, Wilhelm von Heinzenberg. Ein Minnesänger unserer Heimat, in: Jahresheft 2006 des Hunsrückvereins, S. 76f.

Dr. Achim R. Baumgarten, Simmern
Heft 132 | Stand: 03/2007