Arndt, Prof. Ernst Moritz

Prof. Ernst Moritz Arndt
* 26.12.1769 in Schoritz auf Rügen
† 29.01.1860 in Bonn
Vater: Ludwig Nikolaus Arndt
Mutter: Wilhelmina Friederica Eleonora Dorothea, geb. Schumacher

Biografie

„Ich bin schon gewählt – Doch bitte ich Sie, allen wackeren Männern, die mein gedacht haben, meinen innigsten Dank für alle Liebe und alles Vertrauen zu bezeugen.“ Mit diesen Worten teilte der 79jährige Dichter Ernst Moritz Arndt, Professor für Geschichte an der Universität in Bonn, den Wählern des Wahlbezirks Simmern-Zell am 16. Mai 1848 mit, dass er ihre Wahl zum Deputierten der Frankfurter Nationalversammlung nicht annehmen konnte. Das Fehlen politischer Parteien hatte zur Mehrfachwahl des Professors geführt. Am 20. April 1848 hatte er im Simmerner Intelligenzblatt noch für sich geworben und das Bekenntnis für ein einiges Deutschland unter Preußens Führung abgelegt: „Ich habe geredet. Ich trage mitten in den Wirren des Augenblickes mein altes Herz und meinen schneeweißen Kopf fröhlich in die jungen deutschen Hoffnungen hinein.“ Am 10. Mai war seine Wahl gemeldet worden, nach der Absage wurde am 18. Mai der bisherige Stellvertreter Adolph Böcking aus Trarbach gewählt und für den Wahlkreis nach Frankfurt entsandt.

Arndt, Sohn eines Kleingutsbesitzers, Zweitältester von acht Geschwistern, hatte in Jena und Greifswald Theologie, Philologie, Geschichte, Erd- und Völkerkunde studiert. Er war Hauslehrer, seit 1800 – nach einer Bildungsreise nach Österreich, Ungarn, Italien, Frankreich und Belgien – Privatdozent, dann ao. Professor der Geschichte in Greifswald, 1806/07 Mitglied der Gesetzgebungskommission für Schwedisch Pommern, seit 1812 Propagandist für den Freiherrn vom Stein in Petersburg. In christlich-deutschem Pathos und wildem Hass gegen Napoleon warb er für einen starken deutschen Nationalismus. 1818 erhielt er eine Professur der Geschichte an der Universität in Bonn, wurde aber als geistiger Vater der Burschenschaften verdächtigt und 1820 suspendiert. Erst 1840 wurde er wieder eingesetzt. Im Kampf gegen den Ultramontanismus warb er für die volkskirchliche Idee eines nationalen Deutschlands. Als Abgeordneter der Paulskirche (für Solingen, preußische Erbkaiserpartei, rechtes Zentrum) spielte er 1848/49 keine Rolle mehr und resignierte schließlich in tiefstem Pessimismus.

1800 hatte Arndt Charlotte Marie, natürliche Tochter des Professors Quistorp, geheiratet, die im folgenden Jahr nach der Geburt eines Sohnes verstarb. 1817 verheiratete er sich ein zweites Mal, mit Nanna Marie, der Schwester Schleiermachers. Die angebotene Mitarbeiterschaft an den Monumenta Germaniae lehnte er ab. Am 2. Juni 1834 war er Zeuge, als sein neunjähriger Sohn Willibald im Rhein ertrank, was ihm sehr zusetzte. Er wird als Grübler und Träumer geschildert, der aber schnell aufbrausen konnte. Als Dichter des deutschen Nationalismus war Arndt zu seiner Zeit ein Volksidol.

Archivalien

Der Nachlass befindet sich im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin und im Stadtarchiv in Bonn.

Literatur

  • Paul Breitenkamp, Künder deutscher Einheit. Das Leben Ernst Moritz Arndts, Berlin 1939.
  • Hermann Brucker: Die Revolution von 1848 im Spiegel der heimischen Presse (II), in: Hunsrücker Heimatblätter 47 (1980), S. 228-233.
  • Gustav Freytag, Ernst Moritz A. Arndt, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 1, Leipzig 1875, S. 541-548.
  • Hubert Hofmann, Ernst Moritz Arndt, in: Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte, Band 1, München 1973, Sp. 132-134.
  • Hellmuth Rößler, Ernst Moritz Arndt, in: Neue Deutsche Biographie, Band 1, Berlin 1953, S. 358-360.
  • Karl Heinz Schäfer, Arnst Moritz Arndt als politischer Publizist, Bonn 1974.

Dr. Achim R. Baumgarten, Simmern
Heft 137 | Stand: 09/2008