Auler, Elise

Elise Auler
* 02.02.1872 in Simmern
† 05.03.1936 in Bad Kreuznach
Vater: Friedrich Wilhelm Auler (Kaufmann)
Mutter: Rosina, geb. Ott

Biografie

Elise Auler entstammt einer Simmerner Kaufmannsfamilie, die in der Oberstraße wohnte und über etliche Generationen dort ein Geschäft mit Landhandel und Haushaltswaren, zeitweise auch eine Gaststätte mit Mittagstisch betrieb. Elise wurde am 2. Februar 1872 als sechstes Kind der Eheleute Friedrich Wilhelm Auler und Rosina geb. Ott, die aus Staudernheim/Nahe, unweit von Sobernheim, stammte, geboren. Elise Auler besuchte in Simmern die Volksschule und anschließend das Seminar in Droyssig (Sachsen), wo sie zur Lehrerin ausgebildet wurde.

Nach erfolgreicher Ablegung der Prüfung wurde sie Hauslehrerin und Erzieherin in der Familie des späteren deutschen Reichskanzlers Theobald von Bethmann-Hollweg in Berlin. Auf eigenen Wunsch wechselte Elise Auler nach einigen Jahren in den Volksschuldienst nach Frankfurt/Main und engagierte sich als Mitarbeiterin in der dortigen evangelischen Luthergemeinde. Hier erhielt sie Kenntnis über die Arbeit in der Diaspora und insbesondere über die evangelischen Anstalten in Stanislau (Galizien), seinerzeit zu Österreich gehörend. Ihrem Wunsch entsprechend, ließ sie sich 1913 für einige Zeit aus dem Schuldienst in Frankfurt beurlauben, um die dortige Diasporasituation als Mitarbeiterin kennen zu lernen. In der evangelischen Schule wurde sie zur Erteilung von Unterricht eingesetzt. In die Zeit ihres Aufenthaltes in Galizien fiel die Einweihung des Diakonissenhauses “Sarepta” in Stanislau im Mai 1913.

Dann kehrte Elise Auler wieder an ihre berufliche Wirkungsstätte in Frankfurt zurück. Bald darauf, nach dem Ausscheiden der bisherigen Oberin, fragte Pfarrer D. Theodor Zöckler aus Stanislau bei Elise Auler in Frankfurt an, ob sie die Leitung des Hauses übernehmen wolle. Elise Auler erklärte sich bereit und erhielt die Möglichkeit, sich im Diakonissenmutterhaus in Bad Kreuznach mit den vor ihr liegenden Aufgaben vertraut zu machen.

Im Frühjahr 1914 trat sie in Stanislau ihr Amt als Oberin des Diakonissenhauses “Sarepta” an. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Spätjahr 1914 wurden zurückflutende österreichische Truppen und verwundete Soldaten im Diakonissenhaus einquartiert und versorgt. Vor den russischen Truppen mussten sie, ebenso wie die Schwestern, Stanislau verlassen und wurden in Lazarettzügen nach Ungarn evakuiert.

Nach einem Heimaturlaub im Diakonissenhaus Bad Kreuznach kehrte Oberin Elise Auler nach Österreich zurück, um sich dort – in Gallneukirchen – der “Sarepta-Gemeinde” zu widmen und die Flüchtlingsschule mit den Kindern aus der galizischen Sarepta-Anstalt zu leiten. Nach Ende des Ersten Weltkrieges kehrte sie 1919 nach Stanislau zurück, das als Folge des Weltkrieges nun Polen angegliedert war. Elise Auler widmete sich in den folgenden Jahren der Ausbildung junger Schwestern im Diakonissenhaus “Sarepta”. 1932 musste Oberin Elise Auler, inzwischen sechzig Jahre alt und gesundheitlich angegriffen, einen Genesungsurlaub in Deutschland, im “Tropenheim” in Tübingen antreten, von dem sie – nach achtzehn Jahren Dienst als Oberin – nicht wieder in ihr Diakonissenhaus nach Stanislau zurückkehrte.

In ihrer Heimatstadt Simmern zurück, stand sie ihrer um zehn Jahre älteren kranken Schwester Johanna zur Seite, die der Zuwendung und Pflege bedurfte.

Nach einem ersten Schlaganfall im Juli 1935 wurde Elise Auler von Simmern in das Diakonissenhaus Bad Kreuznach verbracht, ebenso wie auch ihre Schwester. Dort ist sie nach einem erneuten Schlaganfall, wenige Wochen nach ihrer Schwester Johanna, am 5. März 1936, 64 Jahre alt, verstorben. Auf dem Friedhof an der Kümbdcher Straße in Simmern wurde Elise Auler durch Superintendent Pfarrer Ernst Gillmann zu Grabe geleitet und neben ihrer Schwester beigesetzt.

Quellen / Literatur

  • Hans Ludwig Becker, Elise Auler aus Simmern (1872-1936), Lehrerin, Erzieherin, Diakonissenoberin, in: Rhein-Hunsrück-Kalender 2011 (67. Jg.), S. 117-120.

Hans Ludwig Becker, Mönchengladbach
Heft 145 | Stand: 09/2010