Böcking, Familie

Die Familie Böcking

Stammvater der Familie ist der Schmied Ludwig Böcking. Er wurde am 30. Dezember 1602 in Simmern unter Dhaun beerdigt: „30. Dezember ist Ludwig Böcking zur Erden bestattet worden“ (Kirchenbuch Simmern, f. 624). Mit dem Wildgrafen Adolph Heinrich von Dhaun war er von 1570 bis 1573 nach Frankreich in den Krieg gezogen und hatte für seine Verdienste vom Wildgrafen ein Wasserhammerwerk bei Simmern unter Dhaun als Erblehen erhalten. Im Dhauner Frevelbuch ist vermerkt, dass er im September 1600 zu acht Tagen Turm oder zehn Tagen „Frevel“ verurteilt wurde: „… Wegen er über alles Befehl die gembs oder röst uff die Thurm nicht gemacht!“

Ludwig Böcking hatte zwei Söhne: Johann Adam (1599-1667) und Adolph Heinrich (*1590), der Erbe des Hammerwerks wurde. Da Adolph Heinrichs Sohn Jacob Sebastian B. (1619-1664) keine männlichen Nachkommen hatte, fiel das Erblehen nach seinem Tod wieder an die Wildgrafen von Dhaun zurück.

Johann Adam B. war Rheingräflich-Dhaunscher Oberschultheiß in Rhaunen. Sein Sohn Johann Richard B. (*1634) war dort Pfarrer. Mit ihm beginnt die Kirner Linie der Böckings. Auch seine Nachkommen sind überwiegend Pfarrer in Wörresbach, Gebroth, Irmenach, Enkirch, Johannisberg, Dhaun, Baumholder und Obermoschel gewesen. Nicolaus Böcking (1678-1727), Sohn des Johann Richard B., begründete die Reihe der Gerbereibesitzer in Kirn, die sich bis Ende des 19. Jahrhunderts fortsetzt.

Mit dem Bruder des Johann Richard B., Adolph Böcking (1625-1700), Kauf- und Handelsmann, beginnt die Trarbacher Familienlinie, deren Mitglieder überwiegend als Kaufleute, Bankiers, Industrielle und Wissenschaftler tätig waren. Nach einer Unterbrechung von nahezu 200 Jahren wurden die Böckings schließlich wieder Eisenfachleute und betrieben die Stummschen Hunsrückhütten, nachdem der Königliche Oberbergrat, Politiker und Altertumsforscher Heinrich Böcking (1785-1862) Charlotte Henriette Stumm (1795-1832), Tochter des Saarindustriellen Friedrich Philipp Stumm aus Neunkirchen, geheiratet hatte. Aus dieser Ehe gingen drei Söhne hervor, die das Erbe 1835 übernahmen: Gustav Adolph B. (1812-1893) die Abentheuerhütte bei Birkenfeld, Heinrich Rudolph B. (1810-1871) die Asbacherhütte bei Herrstein und Eduard Carl B. (1814-1894) die Gräfenbacherhütte bei Kreuznach. Die Munitionsherstellung wurde bis zum Ende des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 beibehalten. 1875 löste sich die Firma Gebr. Böcking auf, die Produktion sank um fast 50 %. Wirtschaftliche und technische Probleme verteuerten den Hüttenbetrieb zusehends, so dass sich die drei Brüder entschlossen, sämtliche Hunsrückhütten stillzulegen und dafür ihre Fabrik in Brebach weiter auszubauen.

Nach dem Tod des Gustav Adolph B. ging der Besitz in Abentheuer an den ältesten Sohn Eduard Sigismund B. (*1842) über, schließlich an Herbert Böcking, der ihn land- und forstwirtschaftlich nutzte. Seine Nachkommen bewohnen noch heute das Herrenhaus in Abentheuer.

Die Nachfahren der drei Söhne des Heinrich Böcking verfügten über einen maßgeblichen Einfluss in der Saarindustrie. Drei Namensträger der Böckings waren Mitglieder des Aufsichtsrats der Dillinger Hütte.

Literatur

  • Geschlechterregister der Familie Böcking, Druck von M. Du-Mont-Schauburg 5416, Köln 1894 und 1907.
  • Herbert W. Böcking, Abentheuer: Die Familie Böcking, in: Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld, Sonderheft 6, 1961.

Ingrid Hollmann, Bengel
Heft 135 | Stand: 01/2008