Hackenberg, Albert

Albert Hackenberg
* 11.01.1852 in Lennep
† 30.10.1912 in Hottenbach
Vater: Albert Hackenberg
Mutter: Juliane, geb. von Polheim

Biografie

Albert Hackenberg wurde am 11. Januar 1852 als Sohn der Eheleute Albert und Juliane Hackenberg, geb. von Polheim, in Lennep im Bergischen Land geboren. Wie sein Vater, der als Prokurist für eine bedeutende Textilfabrik tätig war, sollte er zunächst Kaufmann werden. Er erhielt eine gründliche Schulbildung und besuchte Schulen in Lennep, Lippstadt und – aus gesundheitlichen Gründen – das Gymnasium in Bad Kreuznach, wo er seine spätere Frau, Elisabeth Ost, kennen lernte. Weil der Schüler sich als begabter Redner erwies, riet man ihm zum Pfarrberuf.

Nach seinem Abitur 1872 studierte Hackenberg in Erlangen, Berlin und Bonn Theologie und legte 1876 sein erstes theologisches Examen mit der selten vergebenen Note „recht gut“ ab. Nach einjährigem Militärdienst wurde er im April 1878 als Vikar nach Hottenbach berufen, um dem kranken Ortspfarrer zur Hand zu gehen. Als dieser wenige Wochen später verstarb, bestürmte die Gemeinde Hackenberg, sich auf die vakante Pfarrstelle zu bewerben. So wurde er schließlich im Juli 1879 in das Amt als Seelsorger der pfarramtlich verbundenen Kirchengemeinden Hottenbach und Stipshausen eingeführt.

Für die beiden Landgemeinden war die Tätigkeit des begabten Theologen ein Segen: Hackenberg war ein glänzender Kanzelredner, dessen Predigten im Sommer auch Hörer von Mosel und Nahe anlockten. Er dichtete Weihnachtsspiele für die Kleinsten, betrieb eine zeitgemäße Jugendarbeit, bot im Winter Missions- und Bibelabende an und übernahm die Leitung des Gesangvereins, mit dem er Hottenbachs Ruhm als „Oberammgergau im Hochwald“ begründete. Der Pfarrer kümmerte sich aber auch um die Hebung der wirtschaftlichen Verhältnisse: Hackenberg holte 1880 die Post, 1884 das Telefon nach Hottenbach, rief 1894 eine Ortsgruppe des Hunsrücker Bauernvereins ins Leben, organisierte 1894 eine Raiffeisenkasse und 1898 eine Molkereigenossenschaft. Als Kreisschulinspektor (ab 1886) war er für 16 Schulen im Raum Rhaunen zuständig. Den Lehrern seiner Inspektion war Hackenberg mehr Freund als Vorgesetzter. Viele von ihnen ermunterte er zur Fortbildung und verhalf ihnen zu angesehenen Stellen als Rektoren oder Schulräte.

1884 berief die Kreissynode Trier den 32jährigen Hackenberg zum Abgeordneten für die rheinische Provinzialsynode, wo er an dem ersten „Evangelischen Gesangbuch für Rheinland und Westfalen“ mitarbeitete, das größtenteils im Hottenbacher Pfarrhaus entstand und zu dem er ein Handbuch verfasste. Seit 1891 war Hackenberg auch Mitglied der preußischen Generalsynode in Berlin, wo er sich maßgeblich für die Agendenreform (1895) einsetzte. In Anerkennung seiner Verdienste erhielt er 1902 die Ehrendoktorwürde der Universität Bonn. 1905 wählte man Hackenberg zum Präses der evangelischen Kirche der Rheinprovinz (1905-1912). Neben diesem höchsten Wahlamt leitete er den rheinischen Hauptverein des Evangelischen Bundes und gehörte zu den Gründungsvätern der Kreuznacher Diakonie (ab 1911: Vorsitzender).

1898 wurde der nationalliberale Hackenberg als Kandidat des Hunsrücker Bauernvereins im Wahlkreis Kreuznach-Simmern-Zell in den preußischen Landtag gewählt. Schon bald rückte er in den Fraktions- und Zentralvorstand seiner Partei auf. Seine Reden über Kirche, Schule, Kultur waren glanzvolle Höhepunkte im Berliner Abgeordnetenhaus.

Hackenbergs Name bleibt verbunden mit dem sog. Schulkompromiss von 1904, als er seine Partei von dem starren Festhalten an der Simultanschule abbrachte. Doch auch zur Besoldung der Dorfschullehrer, zur Feuerbestattung und zum Eisenbahnbau auf dem Hunsrück nahm er Stellung. Hackenberg, den man die „Seele des Hunsrücks“ nannte, starb am 30.Oktober 1912 im Alter von 60 Jahren in seiner Gemeinde, der er 34 Jahre lang treu geblieben war.

Nachlass

Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (7 NL 107) und Pfarrarchiv Hottenbach

Literatur

  • Friedrich Crönert: D. Albert Hackenberg. Erinnerungen und Betrachtungen. Bonn 1913.
  • Erik Zimmermann: Präses D. Albert Hackenberg (1852-1912) – Landpfarrer, Kirchenmann, Politiker. In: Monatshefte für evangelische Kirchengeschichte des Rheinlands 51 (2002). S.273-296.
  • Erik Zimmermann: Aus dem Politiker schaut immerdar der Christ und Mensch heraus – der Landtags abgeordnete D. Albert Hackenberg (1852-1912). In: Hunsrücker Heimatblätter 42 (2002). S. 541-546.

Erik Zimmermann, Hottenbach
Heft 124 | Stand: 05/2004