Höltz, Heinrich

Heinrich Höltz
* 02.05.1851 in Ellern
† 09.11.1908 in Ellern
Vater: Jacob Höltz
Mutter: Elisabetha, geb. Adam

Biografie

Reich, intelligent, schlitzohrig, hochtrabend – mit all diesen manchmal gegensätzlichen Attributen bezeichneten Zeitgenossen den Ellerner Multifunktionär und Multiunternehmer. Zumindest eines lässt sich heute aus dem Abstand von einem Jahrhundert festhalten: Heinrich Hölz war seiner Zeit in vielem voraus, seine Weitsicht bescherte ihm Wohlstand und Anerkennung.

Schon Vater Jacob war ein gewiefter Geschäftsmann, betrieb in Ellern neben einer Gaststätte eine Kalk- und Backsteinbrennerei. Er konnte Sohn Heinrich einen soliden finanziellen Grundstock hinterlassen, den jener zu weiteren Betriebsausweitungen nutzte. Die Ehe mit der wohlhabenden sächsischen Weinhändler-Tochter Anna Maria Hüttel (gebürtig in Oelsmitz) bescherte weitere Kapitalien. Die reichliche finanzielle Ausstattung ließ Höltz jedoch auch gewerbliche Risiken eingehen, die ihm letztendlich das wirtschaftliche Genick brechen sollten – er hatte sich einfach zu sehr verzettelt.

Mit Glück, Geschick und Cleverness baute er ein wahrhaftiges Imperium auf: Eine Lehmgrube zur Produktion von Hunsrücker „Meißner Porzellan“, einen Steinbruch, eine bedeutende Landwirtschaft, ein Fuhrunternehmen, eine Weinkelterei, zwei Baumschulen. Die Mittel saßen locker, Heinrich Höltz probierte vieles aus – manches kostete mehr als es je abwerfen sollte. Aber weder er noch seine Anna waren Sparen von Hause aus gewöhnt.

Der lukrativste Geschäftszweig war zweifelsohne die Kelterei. Mindestens seit 1888 verkaufte Höltz Weine aus Äpfeln, Heidelbeeren und Trauben. In Spitzenzeiten lagerten in den weiten Kellergewölben seines Hauses und an zwei externen Plätzen im Dorf dreißig Stück Wein (36.000 Liter). Langfristig hätten sicher auch die beiden Baumschulen zum soliden Fundament des Unternehmers werden können. Die heute weit über Ellern hinaus bekannte „Hunsrück Baumschule“ wurde von Heinrich Höltz begründet, und er investierte nicht wenig in seine Gartenanlagen, errang für seine Produkte diverse Auszeichnungen, und der Umsatz ließ sich viel versprechend an. Allerdings war es da schon zu spät. Durch den kostspieligen Lebenswandel und die Verzettelungen in finanzielle Abenteuer konnte dem Unternehmer letztlich nur noch Bruder Georg mit eingeschossenem Kapital unter die Arme greifen. Dieser Bruder war Direktor in einem großen Kölner Werk.

Heinrich Höltz starb unerwartet im Alter von nur 57 Jahren an einem Schlaganfall. Zum Zeitpunkt seines Ablebens war er praktisch bankrott. Vielleicht verbreitete sich deshalb damals das Gerücht vom Selbstmord. Bruder Georg veräußerte den gesamten Betrieb mitsamt Wohnhaus und Ländereien, um seine eingeschossene Barschaft wieder zu sehen. So gelangte beispielsweise die Baumschule in die Hände von Jakob Klumb. Witwe Anna, einst reichste Frau im Dorf, starb 1927 bettelarm. Heinrich Höltz hinterließ auch in der Öffentlichkeit eine Lücke: Er bekleidete mehrere politische und gesellschaftspolitische Ämter. So war er unter anderem Beigeordneter in seiner Gemeinde und der Bürgermeisterei-Versammlung Rheinböllen, 30 Jahre in Vorstands- und Aufsichtsratstätigkeiten beim Rheinböllener Darlehenskassenverein und Mitbegründer des Ellerner Kriegervereins.

Quellen / Literatur

  • Dieter Diether, Die Ellerner Dynastie Höltz, in: Rhein-Hunsrück-Kalender 1992, S. 113-119.
  • Dieter Diether, Im Schatten der Erle, Argenthal 1995, S. 162-163 und 219-221.

Dieter Diether, Rheinböllen
Heft 130 | Stand: 05/2006