Kossuth, Friedrich Wilhelm

Friedrich Wilhelm Kossuth
* 24.02.1814 in Cernilov (Böhmen)
† 03.04.1893 in Wirschweiler
Vater: Johannes Kossuth
Mutter: Paolina, geb. Zelena

Biografie

Die Nennung des Namens „Kossuth“ übt auf alle Ungarn eine geradezu magische Wirkung aus. Lajos Kossuth ist der Nationalheld der Magyaren. Eine genealogische Verbindung zwischen ihm und den Hunsrücker Namensträgern ist schriftlich nicht nachzuweisen, aber mündlich überliefert. Hauptsächlich ist den Hunsrückern Benjamin Kossuth ein Begriff, der fast ein halbes Jahrhundert Pfarrer in Ellern war und sich auf vielerlei Ebenen einen Namen machte. Der Werdegang seines Vaters Friedrich Wilhelm ist wenig bekannt, spielte er sich doch größtenteils noch in Böhmen ab.

Die Kossuths sind ein uraltes ungarisches Geschlecht und schon vor dem Dreißigjährigen Krieg im Mährischen angesiedelt. Ihr Heimat lag im Grenzbereich zwischen Ungarn und Mähren. Ende des 18. Jahrhunderts gelangte die Region zu Mähren, die Evangelischen wurden im neuen Staat nicht mehr geduldet. Die Kossuth-Sippe brachte immer wieder Geistliche hervor, die mit Herzblut und Überzeugung für ihren Glauben einstanden. So beispielsweise Pfarrer Johannes Kossuth und seine vier Söhne, die allesamt in seine Fußspuren traten.

Die Biographie des dritten, Friedrich Wilhelms, spiegelt die Entwicklung des protestantischen Glaubens im Böhmen des 19. Jahrhundert wider. Nach seiner Einführung 1842 wirkte Friedrich Wilhelm in einigen ländlichen Regionen, ehe er 1845 nach Prag kam. Hier hatten gerade Reformierte und Lutheraner ihre kirchliche Verbindung getrennt. Kossuth setzte sich für die Genehmigung einer eigenständigen reformierten Gemeinde ein und feierte im Februar 1847 dort den ersten Gottesdienst.

Der Zulauf in der Folgezeit war enorm. Immer mehr Katholiken kehrten ihrer Konfession den Rücken und konvertierten. Kossuth sah sich massiven verbalen Attacken des katholischen Klerus ausgesetzt, fürchtete gar um sein Leben. Die 1848er Revolution brachte die willkommene Gelegenheit, mit dem „Erzketzer“ abzurechnen. Seine Erfolge erweckten auch bei staatlichen Behörden Befürchtungen, hier könne sich erheblicher sozialer Sprengstoff entzünden. Seine Kirchenzeitung wurde verboten, jeder seiner Schritte streng überwacht, seinen Predigten wohnten Polizisten bei und seine Wohnung wurde mehrfach nach Schriften durchsucht. Am 21. März 1852 erfolgte die Suspendierung vom Pfarrdienst und drei Tage später die Einkerkerung. Schließlich blieb nur der Gang ins Exil nach Klagenfurt. Friedrich Wilhelm Kossuth war ein gebrochener Mann.

Das protestantische Preußen bildete für verfolgte und vom Schicksal gebeutelte Protestanten ein Auffangbecken. Der 41-jährige Pfarrer suchte sein neues Glück in neuer Umgebung und fand es auf dem Hunsrück: 1860 wurde ihm die Pfarrei Dill anvertraut. Nach wenigen Jahren wechselte Kossuth nach Wirschweiler-Allenbach am Fuße des Erbeskopfs. Dort predigte er zwei Jahrzehnte Gottes Wort.

Der Weg zurück in die geliebte böhmische Heimat blieb dem Verbannten verwehrt, obwohl ihn seine Glaubensbrüder 1862 in Abwesenheit zum Superintendenten gewählt hatten. Kossuth fand Eingang ins böhmische Konversationslexikon: …feuriger Charakter, seine Überzeugung konnte er tapfer verteidigen ohne Furcht und Rücksicht. Die evangelischen böhmischen Akademiker bescheinigten ihm postum, dass sich niemand solche Verdienste um das Wiedererwecken der evangelischen Prager Gemeinde erworben hat wie der verewigte Kossuth.

Quellen

  • Dieter Diether: Ein Pfarrer für den Hunsrück. Argenthal 1994.
  • Hunsrücker Zeitung

Dieter Diether, Rheinböllen
Heft 124 | Stand: 05/2004