Langensiepen, Friedrich

Friedrich Langensiepen
* 29.11.1897 in Herzogenrath
† 06.05.1975 in Rheinbach
Vater: Friedrich Langensiepen
Mutter: Anna Wilhelmine, geb. Kessler

Biografie

Als Sohn des Pfarrers Langensiepen verlebte Friedrich mit seiner Schwester Matthilde an den wechselnden Pfarrorten des Vaters eine glückliche Kindheit. Die Teilnahme am Ersten Weltkrieg öffnete ihm die Augen für die Sinnlosigkeit und Grausamkeit des Krieges und vertiefte seinen Entschluss, Pfarrer zu werden. Er studierte Theologie in Bonn, Tübingen – hier erhielt er durch Professor Adolf Schlatter seine theologische Prägung – und Bethel. Nach seinem Ersten Examen 1923 besuchte er das Predigerseminar in Soest. 1924 folgte das Zweite Examen, danach ging er als Hilfsprediger nach Duisburg-Walsum und Andernach und wurde 1926 als Pfarrer in Gödenroth gewählt, wo er bis 1940 blieb. Hier wirkte er mit seiner Frau Hilde intensiv in der seelsorgerischen Arbeit der Gemeinde, vor allem aber seit 1933/34 in leitenden Ämtern der Bekennenden Kirche (BK).

Er erkannte sehr früh den kirchenzerstörenden Charakter des NS-Systems, verweigerte den Eid auf Hitler und widersetzte sich konsequent staatlichen Unrechtsmaßnahmen. 1940 von der nazifizierten Leitung der offiziellen Kirche in den Wartestand versetzt, ging er mit seiner Frau und den fünf Kindern nach Bonn, wo er die Studentengemeinde der BK und im Zuchthaus Siegburg die zumeist politischen Gefangenen vor allem aus Holland betreute. Nach Zusammenbruch und Befreiung übernahm er ein Pfarramt in Saarbrücken, verließ dies aber bereits 1950, weil die volkskirchlich anonyme Struktur der Massen-Gemeinde zutiefst seiner Auffassung von einer Gemeinde gläubiger Menschen widersprach. Da er auch hier mit absoluter Konsequenz seinem Gewissen folgte, konnte er die lasche Haltung der “Gewohnheitschristen” nicht akzeptieren, die kein Interesse für den tiefen Sinn kirchlicher Kasualien (Taufe, Konfirmation, Eheschließung, Beerdigung) zeigten.

So war er froh, dass er 1951 die Gefängnispfarrstelle in Rheinbach übernehmen konnte, wo er, wie er sagte, die “Gemeinde der Heiligen im Zuchthaus” aufbaute, ohne die Zwänge volkskirchlicher Aufgaben, allein der seelsorgerischen Arbeit verpflichtet, den Strafgefangenen das Wort Gottes zu verkündigen und sie zur Annahme des göttlichen Gnadenangebots zu bewegen. 1962 trat er in den Ruhestand. Am 6. Mai 1975 ist Friedrich Langensiepen in Rheinbach verstorben.

Literatur

  • Günther van Norden, Friedrich Langensiepen. Ein Leben in Deutschland zwischen Pfarrhaus und Gefängnis, 460 S., Kreuz-Verlag Stuttgart 2006.

Prof. Dr. Günther van Norden, Bonn-Bad Godesberg
Heft 132 | Stand: 03/2007