Lippert, Josef („Beldemer Lippert“, „Beldemer Josep“)

Josef Lippert („Beldemer Lippert“, „Beldemer Josep“). Vorlage: Manfred Mettchen, Beltheim
* 17.01.1888 auf der Lippertsmühle (Baybachtal) / Gem. Sevenich
† 08.02.1963 in Simmern
Vater: Jacob Lippert (Müller)
Mutter: Margaretha, geb. Escher

Biografie

Der „Beldemer Lippert“, mit bürgerlichem Namen Josef Lippert, ist bis heute in aller Munde und gilt als das Hunsrücker Original schlechthin. Seine Eltern stammten aus Schloss Reifenthal („Do mussde mer fott, weil de Alt alles versuff hat.“) und betrieben die Lippertsmühle im Baybachtal, wo Josef Lippert am 17. Januar 1888 zur Welt kam. Über seine Jugend ist nur wenig bekannt, doch darf man aufgrund seiner späteren, schroff abweisenden Haltung gegenüber Lehrpersonen nicht auf mangelnden Schulerfolg schließen.

Er soll sogar ein guter Schüler mit besonderer Begabung im Rechnen gewesen sein. Eines Tages erschien Lippert in Beltheim, wohin seine Schwester geheiratet hatte. Allerdings vertrug er sich mit seinem Schwager nicht, so dass er zunächst in den Stall und dann als „Hausbesetzer“ in das leerstehende Nachbarhaus der Familie Nick zog. Anschließend wurde ihm eine Unterkunft im Backhaus zugewiesen, zuletzt lebte er in den Baracken des ehemaligen RAD-Lagers, in welchen im Kriege ausgebombte Beltheimer und Flüchtlinge untergebracht worden waren.

Meist aber war er als Kleinwarenhändler mit an einem Tragjoch befestigten Körben, Zinkeimern oder einer Schubkarre im Hunsrück unterwegs, um seine Waren (Messer, Rasierklingen, Knöpfe, Zwirn, Nadeln u. ä.) mit dem Spruch: „Braucht der neist, Stoppnole mit große Awe, gut for alte Leit“ anzubieten.

Er verkaufte die Waren zu Pfennigsbeträgen, wobei er exakte Bezahlung verlangte; er ließ sich keinen Pfennig schenken. Das Wechselgeld bewahrte er in Blechdöschen sortiert in den Jackentaschen auf, von denen er, je nach Wetter („Hout es et wirra ane Jacke källa woar!“) stets mehrere aufgeknöpft übereinander trug, so dass die behaarte Brust zu sehen war. Charakteristisch war auch sein bis zur Brust reichender, rötlicher, langer Bart und die gelegentlich am jeweils falschen Fuß getragenen Schuhe. Seine Besuche verband Josef Lippert stets mit einem Schwätzchen, bei dem Neuigkeiten und Tratsch ausgetauscht wurden, und ließ sich gerne zum Essen einladen, wobei er es nicht leiden konnte, wenn die Frauen keine Zeit für ihn hatten; dann murmelte er: „Warakdich, warakdich, dou bist nit ganz praktisch.“

Ungezählt sind die Anekdoten, die von ihm im Hunsrück im Umlauf sind. Zu den bekanntesten gehört die Geschichte mit den elektrischen Rasierern, die ihm zur Probe zugeschickt worden waren. Sie versetzten ihn in größte Aufregung, weil er sein Geschäft mit den Rasierklingen in Gefahr sah. Entrüstet sandte er sie zurück („Wen mir für die droken Aperate Rasierklingen das tausend mit zwelfhundert geschikt häten, wäre mir tausend mal liber gewesen.“).

Nicht alle Menschen verhielten sich ihm gegenüber korrekt, von der Jugend wurde er oft gefoppt und zum übermäßigen Alkoholkonsum verführt. Einweisungsversuche in die Nervenklinik Andernach scheiterten regelmäßig. Josef Lippert war von großer Statur, bärenstark, harmlos und gutmütig, wahrheitsliebend, eigensinnig bis zur Halsstarrigkeit, ernst und verschlossen. Seine Wahrheitsliebe trug ihm in der NS-Zeit eine Verwarnung ein. Josef Lippert starb am 8. Februar 1963 im Katholischen Krankenhaus in Simmern.

Literatur

  • Ewald Dietrich, Der Hausierer vom Hunsrück. Aus dem Leben des Josef Lippert, Simmern 1998.
  • Alfons Heinzen, Der ‚Lippert‘ – ein Hunsrücker Original, in: Rhein-Hunsrück-Kalender 1974, S. 114f.
  • Bernhard König, Lipperts Josep – ein Hunsrücker Original, in: Rhein-Hunsrück-Kalender 1988, S. 94-97.

Dr. Achim R. Baumgarten, Simmern
Heft 141 | Stand: 11/2009