Lobuscher, Joseph

Joseph Lobuscher SVD
* 18.10.1914 in Kisselbach
† 18.12.1997 in Neuenkirchen-St.Arnold
Vater: Jakob Lobuscher
Mutter: Maria, geb. Rheingantz

Biografie

Mehr als drei Jahrzehnte wirkte Joseph Lobuscher in Indien als Missionar; er kehrte 1983 als 69-Jähriger nach Deutschland zurück.

Als zweites von vier Kindern wuchs der kleine Joseph auf einem Bauernhof auf und fühlte sich bereits früh der Kirche verbunden – jedenfalls galt er als eifriger Messdiener. Bereits mit dreizehn Jahren verließ er das elterliche Haus und wurde Missionsschüler in St. Wendel, wo er 1935 das Abitur ablegte. Während seiner nachfolgenden Novizenzeit von 1935 bis 1938 (unterbrochen von Arbeits- und Wehrdienst) studierte er in Sankt Augustin bei Bonn Philosophie. Das 1938 in St. Gabriel bei Wien begonnene Theologie-Studium wurde 1940 durch den Kriegsdienst abrupt beendet.

Joseph Lobuscher marschierte 1941 mit der 6. Armee in Russland ein, erlebte den Angriff auf Moskau, den Rückzug der deutschen Truppen und erkrankte an Fleckfieber. Den sich anschließenden Genesungsurlaub nutzte er zur Wiederaufnahme des Studiums in Wien. Nach der erneuten Einberufung 1943 machte er den Krieg bis zur bitteren Neige mit, wurde in Ostpreußen noch einmal verwundet und geriet in amerikanische Gefangenschaft.

Als Lobuscher im August 1945 heimkehrte, war nichts mehr wie vorher: Beide Brüder im Krieg gefallen, der elterliche Hof 1944 zum größten Teil abgebrannt, der Vater verstorben. Joseph half Mutter und Schwester beim Wiederaufbau und in der Landwirtschaft. Ab April 1949 setzte er sein lange unterbrochenes Studium in Sankt Augustin fort und wurde im August 1950 zum Priester geweiht. Kisselbach feierte die Primiz des neuen Priesters im Juli 1951: In seiner Heimatkirche zelebrierte Lobuscher seine erste Heilige Messe. Nach Abschluss der Studien erhielt er innerhalb der Steyler Mission seinen Auftrag für Indien und siedelte 1952 in eine für ihn ferne und fremde Welt über.

Er wirkte in der Seelsorge, im Schuldienst, im Aufbau von Missionsstationen, in der Landwirtschaft und beim Bau von Kirchen und Schulen. Bekannte und Verwandte in der Heimat spendeten Geld, was seine Arbeit maßgeblich unterstützte. Als Mann der Tat nahm er selbst Hacke und Schaufel in die Hand. Quer über den Subkontinent zog sich sein Wirkungskreis: Bombay, Mhow, Sirpur, Khandwa, Nepanagar, Sonkatch und Dewas hießen die Stationen.

Erstmals nach zehn Jahren, 1962, kam er auf Urlaub nach Kisselbach. 1981 ereilte Lobuscher ein Schlaganfall, in dessen Folge er 1983 nach Deutschland zurück kehrte. Er konnte es nur schwer verwinden, Indien nicht mehr wieder zu sehen, wollte dort sein Leben beschließen. Zunächst lebte er in Sankt Augustin, doch die angeschlagene Gesundheit hatte viel von der früheren Schaffenskraft genommen. Ab Oktober 1995 zog er sich zurück in die Altenabteilung des Missionshauses Sankt Arnold bei Neuenkirchen am Niederrhein, verließ kaum noch sein Zimmer.

Im Beisein seiner Schwester Maria starb Joseph Lobuscher im Alter von 83 Jahren sechs Tage vor Weihnachten 1997. Er fand seine letzte Ruhe auf dem Klosterfriedhof in Sankt Arnold.

Quellen

  • Privatarchiv Maria Müller, geb. Lobuscher, Kisselbach

Dieter Diether, Rheinböllen
Heft 126 | Stand: 03/2005