Oehl, Karl

Karl Oehl
* 11.01.1903 in Altweidelbach
† 21.06.1975 in Backnang
Vater: Peter Oehl
Mutter: Louisa, geb. Augustin

Biografie

Karl Oehl wurde am 11. Januar 1903 als drittes Kind von insgesamt sieben Kindern in Altweidelbach geboren. Er besuchte die Volksschule und wurde 1917 in Simmern konfirmiert; seine Mutter starb bereits im darauffolgenden Jahr. Seine Mitarbeit in der elterlichen Landwirtschaft war selbstverständlich, denn er sollte später einmal den Hof übernehmen. Während der Wintermonate fand er Arbeit in einem Ellerner Sägewerk. In seiner Freizeit besuchte er den von Pfr. Johannes Roos in Pleizenhausen gegründeten „Jugendbund für Entschiedenes Christentum“ (EC). Dadurch angeregt und geprägt von der christlichen Erziehung im Elternhaus, besonders durch die Mutter, entschloss er sich Missionar zu werden. Von 1924 bis 1929 wurde er bei der Liebenzeller Mission, bei der bereits seine vier Jahre ältere Schwester Luise tätig war, zum Prediger bzw. Missionar ausgebildet. Eingehende Kenntnisse in der Krankenpflege eignete er sich 1929/30 in Tübingen an. Während dieser Zeit starb sein Vater im Alter von 56 Jahren nach einem landwirtschaftlichen Unfall.

Am 17. September 1930 wurde Karl Oehl in Liebenzell als Missionar eingesegnet. Mit der Transsibirischen Eisenbahn und dann weiter über Korea und Japan erreichte er schließlich Nangking in China, wo er einen sechsmonatigen Sprachkurs belegte. Ab März 1931 war er in der Missionsstation in Hunkiang (Provinz Hunan) zur Betreuung bestehender Gemeinden und in der Pioniermission eingesetzt. Dies bedeutete entbehrungsreiche Reisen zu Fuß durch unwirtliches Gelände, Übernachtungen in wanzenverseuchten Räumen und Rattenplage. Überfälle durch kriminelle Banden, die oft nur auf diese Weise ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten, waren nicht selten. Auch Karl Oehl geriet in einen solchen Hinterhalt, konnte aber nach Ablieferung seines Geldes und seiner Uhr unverletzt weiterziehen.

Im Rahmen seiner Tätigkeit lernte Karl Oehl seine spätere Frau Lina geb. Ribstein kennen, die im Oktober 1931 als Liebenzeller Schwester ebenfalls nach China gekommen war und als Krankenschwester in Changsha am Missions-Hospital angestellt war. Beide heirateten am 13. Dezember 1934 in Changsha und arbeiteten in den Folgejahren 1935 und 1936 in bzw. von Hungkiang aus, immer wieder bedroht durch kommunistische Truppen, die auch die Missionare nicht verschonten. Im Herbst 1935 mussten sie schließlich flüchten, konnten aber später Dank der Hilfe regierungstreuer Truppen nach Hungkiang zurückkehren.

Im Januar 1937 übernahmen Karl Oehl und seine Frau Lina die bestehende christliche Gemeinde in Kinping (Provinz Kweichow). Während Karl häufig auf Reisen war, bestand Linas Aufgabe in erster Linie in der Versorgung der Kranken am Ort.

Da Lina Oehl zunehmend unter Malariaanfällen litt, traten beide Ende 1938 die Heimreise nach Deutschland an. Karl Oehl erhielt im Juni 1939 eine Predigerstelle in Brucken/Teck, wo im September 1939 die Tochter Margarete geboren wurde. Nach Kriegsdienst (1941-1945) und Kriegsgefangenschaft (1945-1947) konnte er Ende der 1940er Jahre als Prediger der Liebenzeller Gemeinschaft in Stuttgart tätig werden, während Ehefrau und Tochter weiterhin in Brucken lebten. Anfang der 1950er Jahre wurde er nach Brucken versetzt, wo er neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit auch Hilfe in der Landwirtschaft leistete.

Von 1960 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1970 war Oehl Prediger und Krankenhausseelsorger in Backnang, wo er am 21. Juni 1975 starb.

Quellen / Literatur

  • Privatarchiv von Margarete Gabler, Aspach.
  • Achim R. Baumgarten, 1000 Jahre Altweidelbach, Altweidelbach 2006, S. 748-750.

Doris Wesner, Simmern
Heft 130 | Stand: 05/2006