Oelbermann, Robert

Robert Oelbermann
* 24.04.1896 in Bonn
† 29.03.1941 im KZ Dachau
Vater: Eduard Oelbermann (Kaufmann)
Mutter: Clara Charlotte, geb. Voegler

Biografie

Robert Oelbermann wurde am 24. April 1896 in Bonn geboren. Sein Vater, ein Lackfabrikant und Lotterieeinnehmer, starb 1908. Nach einer schweren Erkrankung der Mutter (1910) kam Robert mit seinem Zwillingsbruder Karl in ein Waisenhaus in Lennep im Bergischen Land. Schon 1911 traten die Brüder in den Jugendbund „Wandervogel“ ein.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges (1914) meldeten sich die inzwischen in der Landwirtschaft beschäftigten Zwillingsbrüder als Freiwillige beim Bonner Husarenregiment. Robert wurde 1917 am Bein verletzt und beendete den Militärdienst, als Auszeichnung erhielt er beim Abschied das Eiserne Kreuz I. Klasse.

Beeinflusst von den Ideen des Reformpädagogen Gustav Wyneken planten die Brüder die Gründung einer Jugendbewegung mit einer Jugendburg als Zentrum. In der Neujahrsnacht 1919/20 gründete Robert mit sieben Freunden in einer Höhle bei Neroth in der Eifel den „Geheimbund der Nerommen“, deren Anführer er wurde und bis zur Auflösung des Nachfolgebundes „Nerother“ in der Silvesternacht 1933/34 bleiben sollte. Im März 1920 wanderte er mit Freunden über den Hunsrück, um Burgruinen zu besichtigen und auf ihre Tauglichkeit als Jugendburg des Bundes zu prüfen. Die Wahl fiel schließlich auf die Ruine Waldeck in der Nähe von Dorweiler.

An Pfingsten 1920 wurden die ersten Baupläne im Schulsaal von Dorweiler vorgestellt. Etwa ein Jahr später (27. März 1921) folgte auf den „Nerommenbund“ die Gründung des „Nerother Wandervogel – deutscher Ritterbund“ auf Burg Drachenfels im Wasgau. Robert blieb Führer des neuen Bundes. Ende März 1922 wurde der erste Landkauf auf dem Areal der Waldeck getätigt, etwa ein Drittel der Fläche nutzte man landwirtschaftlich. Am 10. Mai 1922 wurde die Fläche besiedelt. Robert lebte nun mit etwa zehn Kameraden vorwiegend auf der Waldeck. Bauarbeiten wurden in Angriff genommen, Arbeiten in der Landwirtschaft standen an, Jungengruppen wurden auf den großen, internationalen Fahrten in Ferienzeiten betreut. Lichtbildervorträge in den Dörfern der Umgebung sorgten für weitere Einnahmen. 1927 erwarben die Waldecker ein Wiesengrundstück von der Gemeinde Dorweiler, von dort wurde eine Wasserleitung zur Burg gelegt.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gerieten die Nerother trotz eines frühen Bekenntnisses zum NS-Staat unter Druck. Am 18. Juni 1933 überfiel eine SA/HJ-Gruppe die Waldeck und nahm sie in „Besitz“. In der Silvesternacht 1933/34 erklärte daraufhin Robert während einer Versammlung in der „Nerother Höhle“ die Selbstauflösung des Nerother-Bundes. Das offizielle Verbot erfolgte am 8. Februar 1936.

Am 14. Februar 1936 wurde Robert in Berlin verhaftet. Die Gestapo warf ihm homosexuelle Vergehen in zwei Fällen vor. Robert bestritt eine Schuld. Das Landgericht Düsseldorf verurteilte ihn am 19. September 1936 zu 21 Monaten Zuchthaus. Nach Verbüßung der Strafe kam er ins KZ Oranienburg, dann nach Sachsenhausen. Von dort verbrachte man ihn ins KZ Dachau. Die Waldeck wurde durch einen Erlass Himmlers am 9. April 1937 beschlagnahmt.

Die Ideologie Robert Oelbermanns verband antidemokratische, völkische Vorstellungen (charismatische, aristokratische Herrschaft der „Besten“) mit der Utopie eines autonomen „Jugendreiches“, das kosmopolitische Züge tragen sollte. Am 29. März 1941 starb Robert Oelbermann im KZ Dachau an den Folgen einer Sepsis, auch infolge mangelnder körperlicher Widerstandskräfte durch die erlittene Haft.

Literatur

  • Hotte Schneider, Die Waldeck, Lieder Fahrten Abenteuer, Berlin 2005.
  • Winfried Mogge, Oelbermann, Jugendführer, in: Neue Deutsche Biographie, Band 19, Berlin 1999, S. 436.

Ewald Dietrich, Urbar
Heft 143 | Stand: 11/2009