Papen, Franz von

Franz von Papen
* 29.10.1879 in Werl (Westfalen)
† 02.05.1969 in Obersasbach (Baden)
Vater: Friedrich von Papen-Köningen
Mutter: Anna von Steffens-Drimborn

Biografie

Franz (eigentlich Franz Joseph Hermann Michael Maria) von Papen, Erbsälzer zu Werl und Neuwerk, hatte ein bewegtes Leben. Aus dem westfälischen Landadel stammend, war er von 1914 bis 1916 Militärattaché in Washington und Mexiko, bis Sommer 1917 Bataillonskommandeur an der Westfront, schließlich Generalstabschef der 4. türkischen Armee in Palästina. Mit besten Verbindungen zur politischen Klasse und zu nationalen und internationalen Industriellen ausgestattet, wandte er sich in der Weimarer Zeit der Politik zu. Im Juni 1932 wurde der rechte Zentrumspolitiker von Reichspräsident Hindenburg zum Reichskanzler ernannt, musste aber schon im November 1932 zurücktreten, da er keine parlamentarische Mehrheit fand. Als Vertrauter Hindenburgs wurde er danach zum Steigbügelhalter der Nationalsozialisten.

Seine Zeit als Vizekanzler der Regierung Hitler endete nach dem „Röhmputsch“, als er im Juli 1934 zur Vorbereitung des „Anschlusses“ Österreichs als a.o. Gesandter, seit 1936 als Botschafter, nach Wien entsandt wurde. Im April 1939 wurde er Botschafter in Ankara, wo er bis August 1944 die türkische Neutralität sichern konnte.

Der Hunsrück sollte für ihn in den letzten Kriegstagen eine entscheidende Rolle spielen. Durch die 1905 erfolgte Hochzeit mit Martha von Boch-Galhau, einer der Erbinnen der Keramikdynastie Villeroy & Boch, war Papen Eigentümer eines Hofguts in Wallerfangen (Saar) geworden, wohin er sich mit seiner Familie im September 1944 zurückzog. Am 29. November 1944 musste er vor der anrückenden Front in den Hunsrück flüchten.

Er schreibt über diese Flucht: „Wir flüchteten zu unserem Freunde Baron Salis nach Gemünden im Hunsrück, wo wir mit herzlicher Gastfreundschaft betreut wurden, (…)“ Mit seiner Frau, zwei Töchtern, Chauffeur und reichlich Gepäck zog er im Gemündener Schloss ein, wo ihm Elisabeth Freifrau von Salis mehrere Räume zur Verfügung stellte. Als Hilfsförster machte er sich nützlich, misstrauisch überwacht von der Gestapo, die auch seine Post kontrollierte.

Am 15. März 1945 vom Ordonanzoffizier des Heeresgruppenkommandeurs Hauser, Baron von Thüngen, wohl auf höchsten Befehl zum Selbstmord aufgefordert, floh Papen zu seiner Tochter nach Stockhausen/Westfalen, wo er am 9. April 1945 von den Amerikanern in einer Jagdhütte festgenommen wurde. Im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess wurde er 1946 freigesprochen, im Spruchkammerverfahren aber zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt. 1949 wurde er amnestiert. Ein politisches Comeback misslang. Bis zum Schluss blieb Papen uneinsichtig und leugnete eigene Fehler. Die neuere Forschung sieht ihn weniger als Überzeugungstäter, denn als politischen Dilettanten und ungeschickten Reaktionär, als wahre Unglücksfigur.

Literatur / Quellen

  • Bundesarchiv, Nachlass N 1649 Franz von Papen.
  • Werner Dupuis, Von Papen tauchte im Schloss Gemünden unter, in: Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 18. März 2005, S. 20.
  • Rudolf Morsey, Papen, Franz v., in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Zwanzigster Band, Berlin 2001, S. 46-48.
  • Franz von Papen, Der Wahrheit eine Gasse, München 1952, vor allem S. 610f.
  • Papen, Franz von, in: Biographisches Wörterbuch zur Deutschen Geschichte, Zweite Auflage, Zweiter Band, München 1974, Sp. 2123-2125.

Dr. Achim R. Baumgarten, Simmern
Heft 140 | Stand: 05/2009