Schüler, Dr. Wilhelm

Dr. Wilhelm Schüler
* 28.10.1877 in Büchenbeuren
† 25.02.1953 in Büchenbeuren
Vater: Wilhelm Schüler (Kaufmann, Hotelier)
Mutter: Maria Magdalena, geb. Göhl

Biografie

Zur Zeit der Weimarer Republik und in den ersten Aufbaujahren nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er zu den markantesten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auf dem Hunsrück: Dr. Karl Wilhelm Schüler / Büchenbeuren, Bauer und Arzt. Wilhelm Schüler erblickte am 28. Oktober 1877 als fünftes Kind des Landwirts, Kaufmanns und Hoteliers Wilhelm Schüler in Büchenbeuren das Licht der Welt. Als kleiner Junge wurde er von seinem Großvater mütterlicherseits, dem „Schafgöhl“ aus Tiefenbach, anlässlich eines Besuches des Nunkircher Marktes gefragt: Willst du den Schafhof oder willst du studieren? Wilhelm soll ihm geantwortet haben: Ich will studieren.

Nachdem er das Abitur 1897 bestanden hatte, begann er ein Medizinstudium, das er 1900 mit dem medizinischen Staatsexamen abschloss. Zunächst arbeitete er als Assistenzarzt in verschiedenen deutschen Großstädten und fuhr als Schiffsarzt bei der Hamburg-Südamerika-Linie nach Brasilien. Im Jahre 1904 ließ er sich dann in seinem Heimatdorf als praktischer Arzt nieder. Zunächst führte der junge Arzt ein etwas abgehobenes Leben. Er erbaute sich auf einer felsigen Anhöhe ein villenartiges Stadthaus, das noch heute Aufsehen erregt, und erwarb einen Bauernhof.

1908 heiratete er Else Schmidt, die Tochter des Gymnasialdirektors Carl Schmidt. Aus dieser Ehe gingen drei Töchter hervor. Eine große Wende in seinem Leben brachte der Erste Weltkrieg, den er als Arzt zunächst an der Westfront und dann im Osten erlebte. Die Not und das Elend des deutschen Volkes und vor allem der Kleinbauern auf dem Hunsrück in den Nachkriegsjahren veranlassten ihn, sich neben seiner Arzttätigkeit auf verschiedenste Weise für das Gemeinwohl zu engagieren.

Er wurde zunächst im Gemeinderat tätig, dann im Kreistag und ab 1919 im Provinziallandtag in Düsseldorf. Von 1920 bis 1928 gehörte er der Deutschen Volkspartei an und wechselte 1929 zu der neu gegründeten Christlich-Nationalen Bauern- und Landvolkpartei über. In den Jahren 1924 bis 1931 saß er zum Beispiel mit Konrad Adenauer zusammen im Provinzialausschuss, dem Leitungsgremium der preußischen Rheinprovinz.

Sein eigentliches Herzensanliegen war jedoch die deutsche Turnerschaft. Er setzte es gegen größeren Widerstand durch, dass die Turnvereine im Hunsrück sich zu einem eigenen Gau, dem Hunsrückgau, zusammenschließen konnten. Er war damit eine der ersten Organisationen, der den ganzen Hunsrück umfasste. Für Dr. Schüler war die Turnerei nicht nur Leichtathletik und Geräteturnen, sondern die Vereine sollten den Mittelpunkt des gesamten Dorflebens bilden. Ihm lag daran, Dorfabende mit Theateraufführungen einzuführen, Volkstänze mit Hunsrücker Trachten zu gestalten und gemeinsam zu wandern. Wichtig war ihm auch das Frauenturnen.

In der Zeit des Dritten Reiches war Dr. Schüler als Repräsentant des alten Regimes abgeschrieben und ging all seiner Ämter verlustig. Er widmete sich nun verstärkt seiner Landwirtschaft, auch unter dem Gesichtspunkt der Erprobung neuer Anbaumethoden und der Entwicklung neuer Aktivitäten. So experimentierte er mit einer Johannesbeerplantage und gründete einen Hühnerzuchtbetrieb – die „Idar Farm“. Stark in Anspruch nahm ihn außerdem die Arztpraxis, die immer mehr Dörfer im Umkreis betreute, weil die jüngeren Ärzte zum Kriegsdienst eingezogen worden waren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg griff man gerne auf die unbelasteten Männer der Weimarer Republik zurück. So ernannte ihn die Amerikanische Besatzungsmacht zum kommissarischen Amtsbürgermeister von Büchenbeuren/Sohren, welches Amt er 1945/46 ausübte. Dann gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der CDU im Kreise Zell, saß in der Amtsvertretung, im Kreistag und im Landtag von Rheinland-Pfalz (1947-1951). Er war Mitglied der Beratenden Landesversammlung (1946/47), im Jahre 1947 eröffnete er als Alterspräsident den ersten Rheinland-Pfälzischen Landtag im Schloss zu Koblenz. Auch nahm er an der ersten Bundesversammlung (12. September 1949) zur Wahl des Bundespräsidenten in Bonn teil. Gleichzeitig widmete er sich dem Wiederaufbau des Hunsrückgaues im Deutschen Turnerverband und war dessen Gauvertreter von 1948 bis 1952.

Die Krönung seiner Tätigkeit im öffentlichen Leben stellte die Wahl zum ersten Präsidenten des Bauern- und Winzerverbandes von Rheinland-Nassau (1948 bis 1950) dar. Nachdem er von einem Schlaganfall für längere Zeit ans Bett gefesselt war, verstarb Dr. Schüler am 25. Februar 1953 in Büchenbeuren.

Quellen

  • Archiv des Verfassers

Dr. Johannes Deuchert, Hamburg
Heft 150 | Stand: 09/2012