Schweickert, Philipp August

Philipp August Schweickert
* 16.08.1871 in Flinsbach/Baden
† 30.10.1939 in Simmern
Vater: Georg Philipp Schweickert
Mutter: Friederika Elisabeth, geb. Streib

Biografie

Geboren in Flinsbach im Kraichgau und in Eppingen zur Schule gegangen, studierte Philipp August Schweickert Landwirtschaft in Stuttgart-Hohenheim. Am 20.09.1901 heiratete er Ida Sophia Gebhard aus Eppingen. Ihnen wurden drei Kinder geschenkt: Gertrud Emma Jakobine, geb. am 14.11.1902, Erhard Philipp Adam, geb. am 13.11.1903, und Hildegard Elisabeth Friederike, geb. am 12.05.1906.

Am 1. Juli 1901 kam Philipp Schweickert als Landwirtschaftslehrer nach Simmern und übernahm als Direktor die Winterschule. Die Klassenräume waren in der Stadt verteilt, und es mangelte an Platz und Geld. Er folgte deshalb einem Ruf nach Tauberbischofsheim und war dort vom 1. Juli 1908 bis zum 30. Juni 1910 Direktor an der Landwirtschaftlichen Schule. Nachdem Landrat Back den Neubau einer Winterschule in Simmern erreicht hatte, kam Schweickert wieder nach Simmern zurück, wo er bis zu seiner Pensionierung am 5. Juli 1934 ohne Unterbrechung als Direktor tätig war. Er bereiste die Kreise Simmern, Bad Kreuznach, Meisenheim und St.Goar, die zu seinem Tätigkeitsbereich zählten. Während dieser Zeit haben von 1901 bis 1933/34 ca. 1100 Schüler die Ackerbau- oder Winterschule besucht.

Mit großem Eifer und dem nötigen Durchsetzungsvermögen hat Schweickert schrittweise viele Fortschritte in der hiesigen Landwirtschaft erreicht. Zu erwähnen sind:

  • Auswahl und Förderung der Glanviehzucht auf dem Hunsrück. Diese Rasse entsprach am besten dem Zuchtziel, mit etwa gleicher Leistung in Milch, Fleisch und Arbeit.
  • 1920: Wiederbelebung der Hunsrücker Herdbuchgesellschaft (gegründet 1903; er war Mitbegründer)
  • 1920: Einrichtung einer Körkommission; Geschäftsführer: Schweickert
  • Förderung der Jungvieh-Weideaufzucht
  • schrittweise Abkehr von der überlieferten 3-Felderwirtschaft
  • Anschaffung der ersten Drillmaschine
  • Hilfe bei der Gründung der ersten sechs bis sieben Molkereien
  • Anschaffung mehrerer Kartoffeldämpfkolonnen
  • Intensivierung des Versuchsanbaus
  • Gründung des Kreispferdezuchtvereins; Geschäftsführer: Schweickert
  • 1924: Anstellung eines Zuchtwarts für Rinder und Schweine; Geschäftsführer: Schweickert
  • 1926: Gründung des Milchkontrollvereins Simmern; Geschäftsführer: Schweickert
  • 1927: Entstehung des Versicherungsrings Simmern; Geschäftsführer: Schweickert
  • 1931: Gründung der Kreis-Schweinezucht-Genossenschaft; Geschäftsführer: Schweickert

Außerdem ließ Schweickert Obstbaum-Schnittkurse und Obstverpackungskurse durchführen. Webkurse für das hier gewonnene Leinengarn waren ebenso an der Tagesordnung wie zahlreiche Feldbegehungen mit praxisnaher Beratung. Am 24. November 2003 war der Umzug der – wie sie heute heißt – Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Landwirtschaft und Weinbau, Fachstelle für Landwirtschaft, von Simmern nach Bad Kreuznach. Damit endete das Kapitel Landwirtschaftsschule in Simmern. Begonnen hatte es im Jahre 1871, als die landwirtschaftliche Ackerbau- und spätere Winterschule von Landrat Back gegründet wurde.

Das Ehepaar Schweickert lebte noch kurze Zeit in Bad Kreuznach, um dann nach Simmern umzuziehen, wo beide Ehepartner starben und beerdigt sind.

Quellen / Literatur

  • 100 Jahre Landwirtschaftsschule Simmern. Geschichte der landwirtschaftlichen Schule in Simmern 1871-1901. Hrsg. von der Landw. Schule u. Ber. Stelle Simmern
  • Philipp Schweickert. Betrachtungen über den Obstbau auf dem Hunsrück mit besonderer Berücksichtigung des Kreises Simmern. In: Hunsrücker Heimatkalender 1928: S. 62-65
  • Protokollbuch für die Sitzungen des Ortskuratoriums der Landwirtschaftlichen Winterschule zu Simmern Nr. 13, 1905 – 1910; Hunsrücker Herdbuchgesellschaft Simmern 1901 – 1932
  • Georg Böhmer: Biochronik. Hunsrück. Band 1. Simmern 1966. S. 93-95.

Horst Kirchmayer, Simmern
Heft 123 | Stand: 03/2004