Siegel, Ernst

Ernst Siegel
* 27.03.1884 in Von der Heyd (Saarland)
† 01.01.1965 in Simmern
Vater: Friedrich Siegel
Mutter: Karolina, geb. Bolay

Biografie

Als Sohn eines Steigers geboren, verlebte Ernst Siegel seine Jugend in der Waldsiedlung Von der Heyd. Seine Ausbildung zum Volksschullehrer erhielt er in der Rektoratsschule, der Präparandenanstalt und danach im Lehrerseminar in Ottweiler, der damaligen Vorbereitungsschule für Volksschullehrer. Von 1907-1912 unterrichtete er dort als Präparandenlehrer. Am 1. April 1912 erfolgte seine Berufung an das neu entstandene Realprogymnasium nach Simmern, wo er die Fächer Deutsch, Rechnen, Biologie und Turnen unterrichtete. Am 13. Mai 1923 heiratete er Margaretha Frieda Seibert, geb. Meckel, die Witwe von Ludwig Seibert.

Nach dem 1. Weltkrieg begann er neben seiner schulischen Tätigkeit auch als Gauoberturnwart zu wirken. 1925 hatte er in Berlin die Oberturnlehrerprüfung abgelegt. Als Gauoberturnwart der Deutschen Turnerschaft im Hunsrückgau rief er zahlreiche Turnvereine ins Leben und regte die Schaffung eines Gaubanners an. Aufgrund seiner Aktivitäten war er bereit 1921 zum Kreisjugendpfl eger des Kreises Simmern berufen worden. Dieses Amt bekleidete er bis 1933.

Der Unterricht als Biologielehrer bedeutete für ihn auch ein Kennenlernen der Natur und Landschaft des Hunsrücks. Er wurde als erster Naturschutz-Kommissar des Kreises berufen, und in dieser Funktion stellte er 126 Naturdenkmaler unter Schutz, darunter auch die Wacholderheide bei Rohrbach. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Heimatforschung und das Bemühen um die Sicherstellung, das Sammeln und Erhalten der historischen Quellen sein neues Arbeitsfeld. Aufrufe in der Zeitung brachten wertvolles Quellenmaterial aus alten Gemeindekisten zutage. Mit Besessenheit und oft kriminalistischem Spürsinn sammelte er Bücher, Akten, Briefe, Nachlässe, Hausbücher und alte Fotos, zunächst einmal alles in der Fruchtmarkschule provisorisch untergebracht und zusammen mit dem Verfasser und Studienrat Simon geordnet und inventarisiert; der Grundstock zum Hunsrückarchiv war gelegt.

Ernst Siegel sammelte weitere Mitarbeiter, und der Gedanke zur Wiedergründung des alten Hunsrücker Geschichtsvereins ließ ihn nicht wieder los. Zunächst kam es 1955 zur Gründung einer heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft, und dann wurde am 29.11. 1958
der Hunsrücker Geschichtsvereins gegründet, dessen Vorsitz er übernahm. Noch fehlte ein geeignetes Publikationsorgan, Studienrat Siegel wußte die Vereinsmitglieder zu begeistern und rief im September 1961 die Hunsrücker Heimatblätter ins Leben, eine Zeitschrift, die heute im 44. Jahrgang in mehr als 120 Nummern erschienen ist und sich großer Beliebtheit erfreut. Schon bald kam aus den Reihen des Vereins der Vorschlag, größere Publikationen in einer Schriftenreihe des Hunsrücker Geschichtsvereins zu veröffentlichen.

Mit der Nummer 1, des Buches „Koppenstein“ aus dem Nachlass des verstorbenen Lehrers Peter Meyer, war der erste Schritt getan. In der Schriftenreihe sind bis heute 40 beachtliche Veröffentlichungen erschienen. 1959 erhielt Ernst Siegel den Wappenteller der Stadt Simmern, und am 26. März 1964 aus der Hand des Regierungspräsidenten Dr. Schmitt das Bundesverdienstkreuz. Durch sein Bemühen um die Hunsrücker Geschichte wurde er zum großen Nestor der Heimatgeschichtsforschung nach dem Zweiten Weltkrieg.

Nachlass

  • Rhein-Hunsrückarchiv, Best. 12, Nr. 18

Verfasser

  • Hunsrücker Stickelcher (1952)
  • Die Auswanderer aus dem Kreise Simmern (maschr.) (1956)
  • Geschichte des Gymnasiums Simmern (1960)
  • Geschichte alter Häuser, städtischer Anlagen und Einrichtungen in Simmern (1962)
  • Postgeschichte des Hunsrücks, in: Postgeschichtliche Blätter (1963)
  • Handwerk, Handel und Gewerbe in Simmern (1964)
  • über 40 Beiträge zur Geschichte und Volkskunde des Hunsrücks erschienen in den Hunsrücker Heimatblättern und im Heimatkalender des Kreises.

Nachruf

  • Gustav Schellack: In memoriam Ernst Siegel. In: Hunsrücker Heimatblätter Nr. 9 (1965). S. 2-5.
  • Willi Wagner: Ernst Siegel als Archivar. Ebd. S. 6-8.

Willi Wagner, Ohlweiler
Heft 124 | Stand: 12/2003