Thüring, Johann Joseph

Signatur von JOHANN JOSEPH THÜRING aus dem Jahre 1842. Kirchberger Bürgermeister vom 14. Oktober 1835 bis 31.Dezember 1862, zuvor Bürgermeister in Kirn vom 23. März 1826 bis 10. Oktober 1835.

Unterschriften unter der Heiratsurkunde von JOHANN JOSEPH THÜRING und Magdalena Josepha Kuhn. In der oberen Zeile rechts die Unterschriften seiner Eltern Franz Anton Thüring und Maria Josephine geb. Kipper. Die im Simmerner Rathaus aufbewahrte Urkunde vom 23. April 1825 ist von seinem Onkel Jakob Joseph Thüring unterzeichnet, der in der Zeit von 1805 bis 1807 Maire und von 1817 bis 1841 Bürgermeister von Simmern war.
* 10.05.1796 in Simmern
† 07.01.1877 in Hadamar
Vater: Franz Anton Thüring
Mutter: Maria Josephine, geb. Kipper

Biografie

Die ersten drei Lebensjahrzehnte verbrachte Johann Joseph Thüring in Simmern. In seiner Heiratsurkunde heißt es: „Nach katholischem Kirchenbuch getauft 10. Mai 1796“. Er wurde in Simmern als erstes von vier Kindern der Eheleute Franz Anton Thüring (Schneider, später Gerichtsvollzieher) und Maria Josepha, geb. Kipper, geboren. Der Name „Thüring“ deutet wohl auf die Herkunft aus „Thüringen“ hin. In den Landwehr-Musterungsakten wird am 19. April 1814 der Beruf des 18jährigen Thüring mit „Schuhmacher“ angegeben: Aus seiner Feder erfahren wir: „Ich habe den Feldzug von 1815 (gegen Napoleon, d. V.) als Freiwilliger mitgemacht, wurde während der Campagne bis zum Feldwebel avanciert und nachher als Bezirks-Feldwebel in Simmern angestellt, welche Stelle ich bis zum Monat März 1820 bekleidete“.

Im März 1820 schied Thüring als Feldwebel aus der Landwehr aus und wurde Privatsekretär von Landrat Christian Schmidt. Vergeblich bewarb sich Thüring jedoch um die Bürgermeisterposten von Ohlweiler (1821), Gemünden (1821) und Kastellaun (1826). Thüring sehnte sich so sehr nach einer Bürgermeisterstelle; er wollte ausreichend Geld verdienen, um endlich heiraten und eine Familie gründen zu können. Thürings Bewerbungen hatten schließlich Erfolg: Am 23. März 1826 wurde er als Bürgermeister in Kirn in sein Amt eingeführt. Wie sein Vorgänger Cadenbach klagte auch Thüring stets über die schlechte Besoldung und die schlechten Wohnverhältnisse und Amtsräume im „elenden alten Kirner Rathaus“.

Nur einen Tag nach dem Tode des Kirchberger Bürgermeisters Ludwig Franz Storck am 27. August 1835 bewarb sich Thüring auf diese Stelle. Die Kirchberger Verhältnisse waren ihm schließlich seit seiner sechsjährigen Tätigkeit bei Landrat Schmidt vertraut. Die Königliche Regierung ernannte ihn am 24. September 1835 zum provisorischen Bürgermeister der Bürgermeisterei Kirchberg; die Amtseinführung erfolgte am 14. Oktober 1835. Nach Einführung der preußischen Gemeindeordnung im Jahre 1845 wurde er auch Gemeindevorsteher von Kirchberg. Gegen Ende seiner Kirchberger Amtszeit fiel die Verleihung des preußischen Stadtrechts am 23. August 1858. Damit schied Kirchberg aus dem bisherigen Bürgermeistereiverband mit den Landgemeinden aus. Thürings letzte Amtsperiode als Stadtbürgermeister lief Ende 1862 aus. Er bat um seine Pensionierung.

Ende Dezember 1862 schied Thüring aus dem Amt sowohl des Stadtbürgermeisters als auch des Bürgermeisters der Landbürgermeisterei aus. Damit ist Thüring bis heute der am längsten in Kirchberg amtierende Bürgermeister. Besonders stolz war er auf die die Verbesserung der Wegeverhältnisse, des Schulwesens und des Feuerlöschwesens in seiner Bürgermeisterei. In seinem Pensionierungsgesuch schrieb er u. a.: „Bei meinem Dienstantritt dahier war sowohl im Büreau als in allen Gemeinden Unordnung eingerissen; nicht ein einziger praktikabler Weg war in der ganzen Bürgermeisterei vorhanden, die Waldkulturen sehr unbedeutend. Für die ganze Bürgermeisterei war eine einzige Feuerspritze vorhanden; als Kantonsgefängnis war ein einziges dunkles Loch bestimmt. Die Einwohner der Stadt waren in zwei Theile gespalten, in die so genannte Oberstadt und Unterstadt, so dass was auf der einen Seite geschehen sollte, auf der Anderen bestritten wurde.“

Am 23. April 1825 heiratete er in Simmern die aus Gemünden stammende Magdalena Josepha Kuhn, die ihm in den Jahren 1827 bis 1841 neun Kinder gebar, sechs in Kirn, drei in Kirchberg; von den neun Kindern erreichten fünf das Erwachsenenalter. Die Familie Thüring wohnte in der Dienstwohnung im Kirchberger Rathaus. Am 15. und 16. Dezember 1862 ließ Thüring den größten Teil seines Mobiliars versteigern. Anfang Januar 1863 verließ das Ehepaar Thüring Kirchberg und zog zu Tochter Johanna, die zuletzt Privatlehrerin in Hadamar war. Dort verlebte das Ehepaar Thüring seinen Lebensabend. Johann Joseph Thüring starb schließlich am 7. Januar 1877 in Hadamar in der Wohnung seiner Tochter.

Literatur

  • Hans Dunger, Die Kirchberger Bürgermeister seit 1800 (Band 11 der Schriftenreihe zur Geschichte der Stadt Kirchberg), Kirchberg 2009, S. 99-113.

Dr. Hans Dunger, Kirchberg
Heft 143 | Stand: 04/2010