Vollbracht, Dr. Fritz

Dr. Fritz Vollbracht
* 29.05.1904 in Simmern (Hunsrück)
† 27.10.1979 in Simmern (Hunsrück)
Vater: Hans Vollbracht
Mutter: Elisabetha, geb. Kurz

Biografie

Fritz Vollbracht ist ein Sohn der Kreisstadt Simmern. Er wurde hier als Sohn des Besitzers des Hotels „Zur Post“, Hans Vollbracht, und dessen Ehefrau Elisabetha geb. Kurz am 29. Mai 1904 geboren. Am 23. Dezember 1916 starb der Vater überraschend, was den 12jährigen schon früh mit dem „Ernst des Lebens“ Bekanntschaft machen ließ und ihn prägen sollte. Zurückhaltung, Sparsamkeit, Zielgerichtetheit und Verantwortungsbewusstsein kennzeichnen ihn fortan. Er schaffte es, mit sieben Mitschülern auf die private Obersekunda am Simmerner Realprogymnasium und schuf damit selbst die Voraussetzung, dass er 1923 in Bad Kreuznach das Abitur ablegen konnte. Er studierte danach bis 1927 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Köln mit dem Abschluss als Diplomkaufmann. 1930 promovierte er zum Dr. rer. pol. Danach absolvierte er ein Volontariat bei einem Treuhandbüro in Frankfurt am Main. Als 1931 seine Mutter verstarb, verkaufte er das an ihn gefallene Hotel „Zur Post“ an die Familie Vollrath aus Horn.

Ab 1. Januar 1932 war er Teilhaber an einem Steuer- und Wirtschaftsberatungsbüro. 1935 heiratete er Martha Ahlburg, die Tochter des Gymnasialprofessors am Realprogymnasium in Simmern. Aus der Ehe gingen die Söhne Kurt (*1936) und Rolf (*1938) hervor. Am Zweiten Weltkrieg nahm er ab 1941 als einfacher Soldat bei der Infanterie und den Gebirgsjägern in Russland teil. Schon im Januar 1942 erkrankte er schwer, was seine Gesundheit Zeit seines Lebens belastet hat. Das Kriegsende erlebte er im österreichischen Klagenfurt, von dort wurde er am 22. März 1946 entlassen. Da seine Mainzer Wirkungsstätte durch einen Bombenangriff am 25. Februar 1945 völlig zerstört worden war, sodass eine Wiederaufnahme seiner Tätigkeit in Mainz nicht möglich schien, wandte er sich an seine Heimatstadt Simmern.

Schon am 1. Mai 1946 übernahm er hier eine Aufgabe beim Landratsamt Simmern als Sachbearbeiter der Preisbehörde, der Gewerbepolizei, des Grundstücksverkehrs und der Behandlung von Kriegsschäden, eine ‘All-round’ Beschäftigung, die viel Kreativität verlangte. Man wurde auf ihn aufmerksam und schon seit dem 12. März 1947 hatte er kommissarisch das Amt des Amtsbürgermeisters des Amtes Simmern inne. Ab dem 18. März 1947 war er zum “1. Beamten der Stadt Simmern zur Entlastung des ehrenamtlichen Stadtbürgermeisters” befördert worden. Auf Antrag der Stadtverordnetenversammlung vom 25. August 1948 wurde er am 18. Oktober 1948 zunächst kommissarischer ehrenamtlicher Stadtbürgermeister, seit dem 13. Januar 1949 bis zum Jahre 1966 dann beides, Stadt- und Amtsbürgermeister von Simmern. Als Amtsbürgermeister ist er nicht stark in Erscheinung getreten, weil das Amt damals noch nicht so gefordert war wie heute.

Die Stadt wurde sein Hauptaufgabenfeld. Unter seiner Verantwortung hat sich die Kreisstadt rasant entfaltet. Die Baugebiete wurden in alle Himmelsrichtungen hin erschlossen, schrittweise die Infrastruktur ausgebaut und die Wasserversorgung gesichert. Die Industrie ist planvoll im Boorstück angesiedelt worden. Die staatlichen Institutionen konnten in modernen Gebäuden untergebracht werden, das Schulproblem wurde nachhaltig gelöst und die Verkehrsproblematik angegangen. Dr. Vollbracht hat sich für die Stadt unmittelbar nach dem Kriege und in den entscheidenden Jahren der Aufbauzeit als Glücksfall erwiesen, was auch in seinem ehrenamtlichen Engagement zum Ausdruck kommt. 1972 wurde er zu Recht mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Er starb am 27. Oktober 1979 im Alter von 75 Jahren in seinem Haus in Simmern beim Hören einer Mozart-Symphonie.

Literatur

  • Wolfgang Heinemann, Geschichte der Stadt Simmern unter Stadt- und Amtsbürgermeister Dr. Fritz Volbracht – Chronik eines Umbruchs, Simmern 2006.

Dr. Wolfgang Heinemann, Simmern
Heft 145 | Stand: 03/2011