Wagner, Karl

Karl Wagner
* 08.06.1889 in Seifen/Kreis Altenkirchen
† 03.08. 1939 zwischen Keidelheim und Kümbdchen bei einem Autounfall
Vater: Karl Wagner
Mutter: Wilhelmine, geb. Kraus

Biografie

Nach dem Besuch der Präparandenanstalt und des Seminars in Neuwied kam Karl Wagner als junger Lehrer nach Dill auf den Hunsrück. Der erste Weltkrieg unterbrach für vier Jahre seine erzieherische Tätigkeit. Als er aus dem Weltkrieg zurückkehrte, erhielt er seine Berufung in die Kreisstadt Simmern.

Am 13. April 1920 heiratete er in Gemünden Katharina Elisabetha Pullig. Schon bald erkannte der Vorstand des Vereins für Volksbildung seine Fähigkeiten und übertrug ihm 1920 die Leitung des bereits unter dem Vikar Zillessen ins Leben gerufenen Heimatmuseums. Wagner konnte neben einer geschichtlichen Abteilung eine Sammlung Hunsrücker Trachten und eine naturkundliche Sammlung heimischer Vögel, Marder und Nager aufbauen. Ein Heimatkalender, der bewusst im Dienste der Heimatpflege stehen sollte, wurde im Jahre 1928 herausgegeben und die Schriftleitung Karl Wagner übertragen.

Seit 1925 arbeitete er für längere Zeit im Staatsarchiv in Koblenz, und damals wusste er bereits, dass die Geschichte der Herzogsstadt nur aufgehellt werden konnte, wenn er sich mit Quellen des Geheimen Hausarchivs vertraut machte. Ein Aufenthalt in München war unumgänglich. Als die Stadt Simmern 1930 die 600jährige Wiederkehr der Verleihung der Stadtrechte feierte, wurde das Ergebnis seiner forschenden Tätigkeit in dem Buch „Simmern im Wandel der Zeiten“ allen Landsleuten sichtbar vor Augen geführt. In jenen Tagen fand auch die Einrichtung des Museums, bisher im Schinderhannesturm untergebracht, im renovierten alten Schloss eine würdigere Stelle.

Bereits ein Jahr vor der Stadtrechtsfeier beauftragte der Oberpräsident der Rheinprovinz Karl Wagner mit der Pflege der kulturgeschichtlichen Bodenaltertümer des Kreises Simmern und der Bürgermeisterei Büchenbeuren. Auf diesem Gebiet hat er dann in der Folgezeit Pionierarbeit geleistet, ohne die bis heute unsere Heimat in der Vorgeschichte im Dornröschenschlaf beharren würde. In Simmern deckte er 1927 im Garten des Katholischen Krankenhauses ein römisches Brandgrab mit Terra-Sigillata-Keramik auf. Im gleichen Jahr konnte in der Rottmannstraße-Friedrichstraße eine römische Landsiedlung ausgegraben werden. Die Grabung im Niederkumbder Wald gab einen ersten Einblick in die Späthallstattzeit unseres Raumes. In Riesweiler wurde ein regelrechter Gräbergarten 1935 gesichert, in Budenbach konnten an der Tränke in einem Grabhügel einmalig gut erhaltene Schalen, Krüge und Becher geborgen werden. Die neun Hügel am Gassener Berg auf der Gemarkung von Niederkumbd gaben den ersten Einblick in die Jüngere Hallstattzeit der sog. Mehrener Kultur. Dies sind nur einige Beispiele von der Arbeit Wagners als Bodendenkmalpfleger und Archäologe.

Die letzte Grabung in Bell in der „Fuchshohl“ sollte Karl Wagner zum tragischen Schicksal werden. Im Beller Wald sollte 1939 ein Flugplatz angelegt werden, aber in diesem Bereich lagen 29 Grabhügel aus der Hunsrück-Eifel-Kultur, deren reicher Inhalt geborgen werden musste. Das Rheinische Landesmuseum in Bonn wurde zugezogen. Die Arbeiten waren im August 1938 abgeschlossen. Karl Wagner fuhr ein letztes Mal mit seinem Motorrad nach Bell, um die Arbeiter zu entlohnen und die letzten Funde ins Museum zu bringen. Da stieß er auf der Brücke zwischen Keidelheim und Kümbdchen mit einem Lastwagen zusammen und verunglückte tödlich.

Nachlass

  • Rhein-Hunsrückarchiv Simmern, Best. 12, Nr. 19.

Werke

  • Freiwillige Feuerwehr Simmern, 1891-1926. 35jähriges Stiftungsfest. Simmern 1926
  • Hunsrücker Heimat: Aus Vergangenheit und Gegenwart des Kreises Simmern. Düsseldorf 1928
  • Simmern – Geschichte der Herrschaftsverhältnisse und der Stadt. Festschrift zur 600-Jahrfeier 1930. Simmern 1930
  • 45 Jahre Verein für Mosel, Hochwald und Hunsrück. Jahrestagung am 13./14. Juli 1935 in Simmern. Bernkastel-Kues 1935
  • Entstehung des Kreises Simmern. In: Hunsrücker Heimatkalender 1928: S. 85-102
  • siehe weitere Beiträge im Gesamtregister zum Hunsrücker Heimatkalender. Simmern (2000)

Nachruf

  • Dr. v. Asten: Karl Wagner und seine Wahlheimat. In: Nationalblatt vom 5. August 1938
  • Willi Wagner. Das Hunsrückmuseum Simmern. Simmern 1993: S. 28 ff.
  • Hermann Brucker: Karl Wagner. In: Hunsrücker Heimatblätter 38. S. 299f.

Willi Wagner, Ohlweiler
Heft 123 | Stand: 12/2003