Wöllstein, Ernst

Ernst Wöllstein
* 24.02.1889 in Becherbach bei Kirn
† 22.02.1969 in Kirchberg
Vater: Peter Wöllstein IX., Landwirt
Mutter: Louisa, geb. Bender

Biografie

Ernst Wöllstein wurde am 24. Februar 1889 in Becherbach bei Kirn geboren. Nach Volksschulzeit und Jugendzeit im landwirtschaftlichen Betrieb des Vaters wurde er am 17. August 1914 zum Kriegsdienst einberufen. Im Maas-Aisne-Gebiet wurde er im Dezember 1914 verschüttet und verwundet; er erlitt Brustverletzungen und einen Herzschaden.

Nach einem längeren Lazarettaufenthalt war er nicht mehr fronteinsatzfähig. Während der Lazarettzeit in Aachen besuchte er die Handelsschule und nach Kriegsende die Landwirtschaftsschule. Ab 1920 wurde er Verwalter eines landwirtschaftlichen Gutes bei Burscheid, Kreis Solingen. Im Jahre 1929 siedelte er nach Kirchberg um, wo er in der Metzenhausener Straße ein landwirtschaftliches Anwesen gründete. Am 26. März 1920 heiratete er in Kirchberg Magdalena, geb. Fuchß, die Tochter eines aus Kirchberg stammenden Lehrers, die er in Bonn kennen gelernt hatte. Beiden wurde am Neujahrstag 1921 Sohn Werner geschenkt, der seit März 1996 Ehrenbürger der Stadt Kirchberg ist.

Ernst Wöllstein wurde erstmals am 12. März 1933 als Kandidat der SPD in die Kirchberger Stadtverordnetenversammlung gewählt. Am 31. März 1933 wurden die neuen Ratsmitglieder verpflichtet. Zur nächsten Ratsitzung am 30. Juni 1933 wurde er schon nicht mehr eingeladen. Wenige Tage zuvor hatte ihn eine „polizeiliche Verfügung“ von Landrat Weihe erreicht; ihm wurde aufgegeben, „sich mit sofortiger Wirkung der Ausübung des Mandates als Stadtverordneter zu enthalten, weil Ihre Weiterbetätigung eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit darstellt“.

Bei der ersten demokratischen Wahl nach der Hitlerdiktatur am 15. September 1946 wurde Ernst Wöllstein in den Stadtrat gewählt. Am 13. Oktober 1946 erfolgte seine Wahl in den Kreistag. Am 19. Oktober 1946 wählte ihn der Stadtrat zum Bürgermeister der Stadt Kirchberg. Am 14. November 1948 wurde der Stadtrat neu gewählt, der am 22. November 1948 Ernst Wöllstein einstimmig zum ehrenamtlichen Stadtbürgermeister wiederwählte; im November 1952 erfolgte eine weitere Wiederwahl.

Am 18. Juli 1956 sah sich Ernst Wöllstein gezwungen, sein Amt als Bürgermeister aus gesundheitlichen Gründen niederzulegen. Während seiner Amtszeit wurde das große „Flüchtlingshaus“ an der Eifelgasse erbaut. Denzen erhielt endlich eine zentrale Wasserversorgung; er gab den Startschuss zur Kanalisation des Stadtkerns. Im Jahre 1955 wurden der Marktplatz und die B 50 innerhalb Kirchbergs grundlegend umgestaltet.

Wenn auch die 700-Jahr-Feier der Stadt Kirchberg nach späteren Erkenntnissen zehn Jahre zu früh begangen wurde, so werden die Festtage im Juli 1949 immer mit dem Namen von Ernst Wöllstein verbunden bleiben. Er hat sich in den Not- und Aufbauzeiten nach dem Zweiten Weltkrieg große Verdienste in der Kirchberger Bürgerschaft erworben. Die Stadt Kirchberg hat seine Verdienste zweifach gewürdigt: Im Stadtteil Helzenbach trägt eine Straße die Bezeichnung „Ernst-Wöllstein-Straße“. Jahre zuvor hatte der Stadtrat in seiner Sitzung am 22. Januar 1965 Ernst Wöllstein das Ehrenbürgerrecht verliehen.

Literatur

  • Hans Dunger, Die Kirchberger Bürgermeister seit 1800, Kirchberg 2009 (Band 11 der Schriftenreihe zur Geschichte der Stadt Kirchberg), S. 260-271.

Dr. Hans Dunger, Kirchberg
Heft 146 | Stand: 01/2011