Womrath, Werner von

Womrather Altarbild
* um 1272 in Womrath
† 19.04.1287 (?) in Bacharach (?)
Vater und Mutter: „rechtschaffene Bauersleute“

Biografie

Wie bei vielen Gestalten des Mittelalters umgibt die Gestalt des Werner von Womrath ein Nebel von Legenden, der sich nur schwer von der historischen Wahrheit trennen lässt. Zwei zeitgenössische Viten lassen folgende Lebensbeschreibung zu: 1272 in Womrath als Sohn rechtschaffener, armer Bauersleute geboren, musste Werner seine Familie schon früh verlassen, nachdem sein Vater gestorben war und der Schwiegervater ihn schlecht behandelt hatte. Der Vierzehnjährige arbeitete daraufhin zeitweise als Weinbergarbeiter bei Verwandten der Mutter in Steeg, konnte dort aber nicht bleiben; bettelnd zog er am Rhein entlang.

Vor Ostern 1287 trat er in die Dienste eines Juden in Oberwesel, der ihn zu Erdarbeiten beim Ausschachten eines Kellers einsetzte. Nach der Zeugenaussage einer Magd muss es dabei zu Auseinandersetzungen, möglicherweise um den Lohn, gekommen sein. Einige Tage später, am 19. April 1287, wurde Werner bei Bacharach, auf dem Winzberg, brutal misshandelt und ermordet in einem Gebüsch gefunden. Wahrscheinlich war er einem Sittlichkeitsverbrechen zum Opfer gefallen. Er wurde drei Tage aufgebahrt und dann feierlich in der Kapelle des Hlg. Kunibert beerdigt. Da man einen Ritualmord der Juden vermutete, brachen in der Folge schwere Judenpogrome am Rhein aus.

Oberwesel und Boppard wurden hierfür von König Rudolf von Habsburg mit einer hohen Strafe belegt. Da es am Grab angeblich zu Heilungswundern kam, setzte ein starker Pilgerstrom nach Bacharach und Oberwesel ein. Am 13. April 1289 wurden erste Ablassurkunden zum Bau einer größeren Wernerkapelle am Ort der Kunibert-Kapelle in Bacharach ausgestellt, die 1426 fertiggestellt wurde. Der Prozess der Heiligsprechung wurde durch den päpstlichen Legaten und Kardinalbischof Giordano Orsini und den Bacharacher Pfarrer Winand von Steeg 1426 bis 1429 eingeleitet, aber in Rom nie abgeschlossen. Trotzdem wurde Werner in der Diözese Trier zumindest von 1761 bis 1961 als Märtyrer verehrt; danach gab man seinen Festtag (19. April) wegen des offensichtlich antisemitischen Hintergrundes auf.

In der Franche-Comté und der Auvergne ist Werner seit dem 17. Jahrhundert der Patron der Winzer. Zwischen 1621 und 1632 wurden Werners Gebeine von den Spaniern entwendet, sie sind seitdem verschollen. Danach hörte der Pilgerstrom zu dem vorgeblichen Märtyrer allmählich auf, die Wernerkapelle in Bacharach verfiel. Auch das an der Stelle, an der die Leiche aufgefunden worden war, errichtete Kloster Windelsbach ist zerfallen. Erhalten sind die Wernerkapellen in Oberwesel (zuvor Heilig-Geist-Kapelle, Wernerkapelle nach 1305) und Womrath (erbaut 1911).

Quellen / Literatur

  • Erwin Eiserloh, Werner von Oberwesel. Zur Tilgung seines Festes im Trierer Kalender, in: Trierer Theologische Zeitschrift 72 (1963), S. 270-285.
  • Ferdinand Pauly, Zur Vita des Werner von Oberwesel, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 16 (1964), S. 94-109.
  • Karl Christ, Werner von Bacharach. Eine mittelalterliche Legende in Reimen, in: Otto Glaubing zum 60. Geburtstag. Festgabe aus Wissenschaft und Bibliothek II, Leipzig 1938, S. 1-28.
  • Rolf Karbach, Die Grabkapelle des Werner von Womrath, in: Hunsrücker Heimatblätter 34 (1975), S. 124-126.
  • Stadtbibliothek Trier, Hs. 1139/65.

Dr. Achim R. Baumgarten, Simmern
Heft 134 | Stand: 08/2007