Zimmer, Prof. Dr. Heinrich Friedrich

Professor Dr. Heinrich Friedrich Zimmer
* 11.12.1851 in Kastellaun (Hunsrück)
† 28.07.1910 in Hahnenklee (Harz)
Vater: Heinrich Peter Zimmer
Mutter: Wilhelmina Catharina, geb. Emmel

Biografie

Das Geburtshaus von Heinrich Friedrich Zimmer steht in Kastellaun. Die Familie war ursprünglich an der Mosel in Traben-Trarbach im Ortsteil Risbach beheimatet und ging dem Leinenweberhandwerk nach. Nachkommen lebten seit 1712 in ihrem Beruf als Innenbürger in Castellaun, kamen zu Ehren und Würden, waren Bürger, Schöffe, Censor und 1787 Bürgermeister der Stadt.

Nach den Verhältnissen der Eltern war dem jungen Heinrich das Leben eines Ackerbürgers vorgegeben. Gegen diese Arbeiten auf dem Lande hatte er eine natürliche Abneigung und wollte auch kein Landwirt werden, wie er selbst bekannte. Heinrich besuchte die evangelische Schule zu Castellaun. Der damalige Pfarrer und Superintendent Friedrich Back, der preußischer Schulinspektor und Nachbar der Familie Zimmer, erkannte bald die Begabung des Jungen. Er soll – wie überliefert wird – Heinrich zusammen mit seinem in der pädagogischen Ausbildung stehenden Sohn in Latein unterrichtet haben.

Seine Neigung zum Lehrerberuf muss für Heinrich Zimmer zur Idealvorstellung geworden sein. Der Lehrerberuf schien für ihn der einzige gangbare Weg, in den akademischen Beruf zu finden. Heinrich Zimmer erteilte deshalb nach seiner Schulzeit im Nachbarort Hasselbach zwei Jahre lang Elementarunterricht als Hilfslehrer. Wir wissen nicht, ob der Hilfslehrer Zimmer ganz oder zeitweise bei seinem Schulmeister wohnte, oder ob er täglich morgens und abends zu seinen Eltern nach Castellaun gewandert ist. Verbürgt ist aber seine private Vorbereitung für das Lehramt im Elternhaus und bekannt war auch seine eiserne Arbeitsenergie. Nach zwei Lehrjahren nahm ihn das Lehrerseminar in Neuwied als Kandidaten auf. Jedoch verließ er bald auf eigenen Wunsch die Lehranstalt, weil die Ausbildungsstätte seinem geistigen Anspruch einfach nicht genügte. Seine Vorstellung erfüllte sich, als ihn das Kreuznacher Gymnasium in die Obersekunda aufnahm.

Er beaufsichtigte nebenher Kinder im Hotel Royal, wo er gut aufgenommen war, gab auch Nachhilfeunterricht seinen Mitschülern, so daß er ohne die Unterstützung seiner Eltern die Schule besuchen konnte und es für ihn an Geld nie mangelte. Heinrich war ein fleißiger und mustergültiger Schüler, erhielt Erlass des Schulgeldes und zusätzlich Prämien. Im September 1873 konnte er das Gymnasium mit dem Zeugnis der Reife verlassen.

Zum Wintersemester des gleichen Jahres bezog Heinrich Zimmer die neue Reichsuniversität Straßburg. Während er zwischen den Disziplinen Mathematik, Physik, dem klassischen und deutschen Altertum rang, wählte er zu Studien die indogermanische Sprachwissenschaft in der griechischen, lateinischen, germanischen, romanischen und slawischen Sprach- und Literaturentwicklung. Wilhelm Scherer, der bedeutende Straßburger Germanist, hatte bald die sprachliche Begabung Heinrich Zimmers erkannt, und hat ihn zur Mitarbeit an der erweiterten Deutschen Grammatik herangezogen. In seinem zweiten und dritten Semester schrieb Heinrich als angehender Gelehrter seine erste größere germanistisch-sprachwissenschaftliche Arbeit über die „Nominalsuffi xe a (kurz) und a (lang) in den germanischen Sprachen“. Es wurde ein Buch von 316 Seiten.

Nach fünf Semestern erhielt Heinrich Zimmer im Jahre 1876 vorzeitig sein Doktor-Diplom mit der Note „summa cum laude“ mit dem lobenden Zusatz „wahrhaft lehr-und forschungswürdig“. Dazu verlieh ihm der preußische Kultusminister ein Stipendium mit der Bedingung sich später an eine preußische Universität zu habilitieren.

Seine weiteren Studien führten von Straßburg über Tübingen nach Berlin. Seine Arbeit über „Altindisches Leben“ diente ihm als Habilitationsschrift, mit der er sich 1878 um das Lehramt für Sanskrit an der Universität Berlin bewarb. Mit der Habilitation gewann er gleichzeitig einen wissenschaftlichen Preis, der ihm eine wirtschaftlich sichere Universitätsarbeit und Studienreisen in England, Wales und Irland ermöglichte. Danach wandte er sich dem neuen Forschungsgebiet der keltischen Sprache zu.

Im Jahre 1881 führte seine Laufbahn von Berlin zur Universität Greifswald zunächst als Extraordinarius. Ein Jahr später wurde er ordentlicher Professor der philosophischen Fakultät, wurde Dekan und schließlich für das Jahr 1891/92 Rektor dieser Universität. Hier lehrte er mit viel Erfolg und hohem Ansehen bis zum Jahre 1901. In diesem Jahr begründete der Preußische Staat für Heinrich Zimmer die Professur für Keltologie an der Universität Berlin. Ein Jahr darauf wurde er an der Preußischen Akademie der Wissenschaft in eine für ihn neu gegründete Position gewählt.

Heinrich Zimmer hat seinem Fachbereich viele bedeutende wissenschaftliche Arbeiten hinterlassen, gewann für Irland die keltische Sprache zurück. Kaiser Wilhelm II. ernannte ihn am 12.12.1898 zum Geheimen Regierungsrat und verlieh ihm den Königlichen Kronenorden.

Quellen

  • Klaus Zimmer (zu den Kreiskulturtagen 1993 in Kastellaun): Heinrich Zimmer. Eine Studie über sein Leben.
  • Bruno Neumann, Heinrich Friedrich Zimmer. Ein Kind Kastellauns – Professor der vergleichenden Sprachwissenschaft, in: Rhein-Hunsrück-Kalender 2004, S. 105-116.

Bruno W. Neumann, Köln
Heft 126 | Stand: 12/2004